[Rezeptbuch]. Rezeptbuch eines Baders.

Wohl Tirol, um 1680.

Deutsche Handschrift auf Papier. Zus. ca. 358 beschriebene SS. auf 264 Bll.: (1), (1 weiß), (2), (6 weiß), (1), (1 weiß), 1-344 (davon 5 weiß), (18 weiß), (23), (26 weiß), (1) SS. (davon 32 SS. nachgebunden mit zus. 17 SS. alphabet. Registereinträge, meist mit Griffregister). Pergamentband der Zeit. 4to.

 8.500,00

Sehr umfangreiche Sammlung von Heilmittelrezepten eines Baders oder Feldschers (wie aus der zweiseitigen gereimten Vorrede hervorgeht). Außerdem richten sich zwischen dem mehr als 500 Rezepte umfassenden ersten Teil (SS. 1-240) und dem zweiten mit etwa 150 weiteren Rezepten (SS. 278-344), in der gleichen Handschrift, zwei Texte an diesen Berufsstand: "Fragen von der Baders Profession" (SS. 241-261) und "Frag Stuckh, wie man sich nach denen Fragen freintlich beantworten soll" (SS. 265-270). Hier werden auch frühneuzeitliche anatomische Fragestellungen erläutert, beispielsweise zur Lage und Beschaffenheit des Gehirns: Dieses bestehe aus drei Teilen und sei in absteigender Größe für Vernunft, Gedächtnis und Vorstellungskraft verantwortlich und in seiner Substanz "weiss und weich". Auf die Arzneimittel folgen Verzeichnisse der Apothekerzeichen (mit einem zusätzlichen Griffregister versehen), Apothekergewichte und Listen unterschiedlicher Wasser und Öle sowie von Pestkräutern und -wurzeln. Am Ende finden sich ein Inhaltsverzeichnis mit alphabetischem Griffregister und ein Verzeichnis lateinischer Pflanzennamen.

Belegt wird der Gebrauchswert des Rezeptbuchs für Bader in einzelnen Überschriften der Rezepte, wie "Ein anders von Joseph Mayr Bader" oder "Wan ein Bader die Aderen nit finden kann". Eine Fülle einfacher Hilfs- und Heilmittel wird vorgestellt, etwa "Wunden zu trukhnen", "Pflaster zu alten Schäden", "Die Milben im Haar zu tödten" oder "Meiß oder Fluigen zu vertreiben". Auch die Behandlung schwerer Erkrankungen wie Gelbsucht, Pest oder Krebs wird diskutiert. Besonders interessant - und giftig - ist eine krebshemmende Salbe mit Bleiweiß "für den Krepss das Er nit umbfresse"; auch jenem, der "das Wasser nit abschlagen khan", soll geholfen werden können. Manche Mittel sind für "Mensch und Vich" geeignet, andere sollen gegen Zauberei helfen, wie etwa das Tragen einer Wurzel von Eisenkraut.

Auf die Herkunft aus Tirol weist neben der mundartlichen Färbung etwa ein Rezept für einen "Wundt Tranckh, so Herzog Sigmund selbsten gebraucht". An einigen Stellen wurden Rezepte von anderen Händen, wohl wenig später, ergänzt.

Oben teilweise mit leichtem Wasserrand, etwas braun- und teilweise leicht fingerfleckig. Der Einband stärker braunfleckig bzw. gebräunt, mit einigen kleineren und einem größeren Wurmloch im Deckel, einem kleinen Wurmloch im Rücken und wenigen größere Einschnitten im Hinterdeckel, bestoßen und berieben.

Art.-Nr.: BN#57572 Schlagwörter: , , , , ,