Eigenh. Brief mit U. ("J. Brahms").
3 SS. auf Doppelblatt. 8vo.
€ 8.500,00
An einen namentlich nicht genannten Adressaten, bei dem es sich möglicherweise um Ferdinand Hiller handelt: "Entschuldigen Sie wenn ich nachträglich ein Briefpapier nehme, nur um Ihnen zu sagen daß ich das Bedauern nicht los werde neulich eine Karte genommen zu haben! Aber man kann nun einmal mit einem Briefbogen nicht umgehen wie mit einer Karte, wenn man auch die ernstlichste Absicht hat kurz zu sein. In jenem Fall aber wären noch beim zehnten Versuch unnütze Weitläufigkeiten u. Vertraulichkeiten aus der Feder gefloßen die nicht nur überflüßig gewesen wären sondern auch bei Ihnen jedenfalls irgendwie mißverstanden worden wären. Falls Sie Ihren Hrn. Kollegen v. d. Direktion von der Form meiner Absage gesprochen haben so melden Sie doch auch offiziel[l] dies m. Bedauern! Dann aber lassen Sie mich auch wißen ob Bruch sich über Amerika hinaus für Sie entschloßen hat!? [...]".
Ferdinand Hiller, der seit 1849 das Kölner Konservatorium geleitet hatte, sollte sich im kommenden Jahr von seinem Posten zurückziehen. Da Brahms keine Ambitionen gezeigt hatte, sein Nachfolger zu werden, wurde bei Hillers ehemaligem Schüler Max Bruch angefragt, der aber nach seiner Konzertreise in die USA eine Stelle in Breslau angetreten hatte und nicht glaubte, "Breslau verlassen zu können, nachdem er gerade erst angekommen war", und ferner daran zweifelte, "ein Konservatorium leiten zu können, dessen Lehrkräfte älter und erfahrener oder mit ihm befreundet waren; außerdem konnte er seiner Frau Clara kurz vor der Geburt des zweiten Kindes keinen weiteren Umzug zumuten. Das zuständige Komitee in Köln fürchtete jedoch Bruchs schwierigen Charakter und seine Fähigkeit, sich Feinde zu machen, und entschied sich für den amtierenden Dresdner Hofkapellmeister Franz Wüllner. Bruch reagierte indigniert; er betonte, er habe in der Zwischenzeit die Bedingungen genannt, unter denen er die Stelle in Köln dennoch antreten könne. Beim zuständigen Komitee kam dieses Verhalten nicht gut an" (Wikipedia).
Im unteren Mittelfalz etwas eingerissen, sonst gut erhalten.