Fisch- und Krebsfang

Enzenberg zum Freien- und Jöchelsthurn, Johann Georg Richard. FischBiechlein. Unterschidliche nuzliche Khinst und Recept aller erkantnus der Fisch Kheder, Fisch, Khrebs zu fangen. Durch Herrn Hainrich Graffen zu Khernberg probiert.

Wohl Tirol, 1724.

(4), 52 SS., 4 w. Bll. Deutsche Handschrift, Tinte auf Papier. Blockgeheftet in originalem Kopert-Pergamentumschlag (unter Verwendung einer Urkunde Ferdinands I.) mit Deckeltitel "Fisch Biechl" und Wappenzeichnung der Freiherrn von Enzenberg. Die Vorderlasche mit späterem Haken und Öse befestigt. 4to (166 x 207 mm).

 6.500,00

Hübsches, wenngleich von ungeübter Hand angelegtes Manuskript über die Technik des Fisch- und Krebsfangs mit Angeln, Reusen und bloßen Händen im Jahresverlauf sowie über die Verwendung von Kunstködern. Aus dem Inhalt: "Wie man fischen solle", "Huechen auf Ruperti Tag", "Im Hörbst die Grillen", "Von Federscheier", "Khunst zu fischen auf das ganze Jahr", "Wie die Fisch mit Henden sollen gefangen werden", "Krebs Kheder", "Kharpfen Kheder"; "Kheder in die Reischen", "Kheder um Angl", "Wie man aus ein tieffen See, oder Wasser alle Monathe in Jahr mit den Hennden fischen soll", "Hie nach volgt was gestalt und mit was farben ieder feder gefaßt werden soll" ("Silber farbe federen", "Gelbe farbe Feder", "Gelb farb in schildt schwarze Feder", "Tunckhlpraun oder Bludfarbe federen", "Wipfl praun", "Fux farb federen"), "Volgt ein Undterschidt der Khedern, auch wie man sie suchen, und gebrauchen soll", "Ein Hoch beriembte Khunst mit Reischen zu fachen das ganze Jahr", "Huechen zu fangen", "Khunst wie das die Fisch an den gstat der gar auf den orth geen miessen", "Zu grundt zu fischen", "Hörzog Friderich bewerte Khunst Visch mit Henden zu fangen", etc.

Beim zuletzt genannten Gewährsmann wird es sich um Herzog Friedrich IV. von Österreich handeln, eine der bekanntesten Tiroler Gestalten des Mittelalters. Nach Tirol weist auch der in einer hübschen Kartusche im unteren Viertel des Titelblatts angegebene Eigner der Handschrift, der offenkundig auch ihr Schreiber ist: "Sum inter libros Joannis Georgii Richardi ab Enzenberg in Freyen, et Jöchlsthurn". Der am Titel genannte Kompilator bzw. Zeuge für die im Werk zusammengetragenen Fischereitechniken bleibt dagegen im Dunkeln: Eine gräfliche Familie Khernberg (Kyernberg, Karnburg etc.) ist für das 18. Jahrhundert nicht mehr nachweisbar.

Zustand

Einige Blätter etwas fleckig, gegen Ende im unteren Rand unbedeutend wasserrandig. Umschlag berieben, die Wappenzeichnung verblasst. Das als Umschlagmakulatur verwendete Pergament entstammt einer vermutlich von 1557 datierenden Urkunde des römischen Königs Ferdinands I. an den Tiroler Adeligen Karl von Winckelhofen, dem der Empfang eines Darlehens in Höhe von 3000 Gulden bestätigt wird.

Art.-Nr.: BN#62084 Schlagwörter: , , , ,