Philologische Netzwerkpflege

Buxtorf, Johannes d. Ä., reformierter Theologe und Hebraist (1564-1629). Eigenh. Brief mit U.

Basel, 8. VI. 1608.

2 SS. auf Doppelblatt. Folio (202 x 307 mm). Wasserzeichen: Posthorn im Schild mit Beizeichen NI.

 6.500,00

Seltener Gelehrtenbrief an den niederländischen reformierten Theologen Conrad Vorstius (von der Vorst, 1569-1622) an der Akademie von Steinfurt, der 1609 Jakob Arminius als Professor in Leiden nachfolgte, aber schon bald darauf als Remonstrant von seinen streng calvinistischen Gegnern ins Exil gedrängt wurde.

Mit diesem Schreiben führt sich Buxtorf respektvoll bei seinem etwas jüngeren, seit 1596 am Steinfurter Gymnasium lehrenden Kollegen ein und übersendet ihm als Geschenk seine jüngst erschienene "Epitome radicum Hebraicarum et chaldaicarum" (1607): "Audacter nimis facere videor, vir reverende et clarissime, qui se nulla arctiori familiaritate mihi hactenus conjunctum, literis meis compellem. Unde et nunc a scribendo repressus fuissem, nisi praeteritis nundinis animum adjecisset mihi amicus meus magnus D. Doctor J. Goddeus, cujus judicio obteni perandum mihi esse duxi. Ac ne omnino vaenus coram te compaream, mitto et offero Epitomen Lexici Hebraici qualicumque mea industria sic concinnati. Mitto autem hoc tantum fine, ut saltuatim eum percurrens, oculisque huc atque illuc perlustrans, cognoscus an studiosis hujus linguae utilis futurus sit [...]".

Buxtorf führt aus, in welchen Bereichen seine "Epitome" das große Hebräischwörterbuch der Renaissance, den "Thesaurus Linguae Sanctae" (1529) des Sante Pagnini, überholt, und legt dar, nach welchem Verfahren er grammatische, etymologische und lexikalische Probleme gelöst hat, die sich in Pagninis und vergleichbaren früheren Arbeiten stellten. Wie für die philologische Diskussion der Reformationszeit typisch, kommt Buxtorf ferner auf die Spezialbedeutungen zu sprechen, die einige hebräische Begriffe in den widerstreitenden Lehren der neueren Theologie angenommen haben. Unter den zahlreichen weiteren bedeutenden Hebraisten und Theologen, die er in seinem Brief erwähnt, sind Johann Gödde, Frans van Ravelingen, Joseph Justus Scaliger, Johannes van den Driesche, Johann Jakob Grynaeus und Amandus Polanus von Polansdorf. Gegenüber Vorstius kann der in Basel lehrende Buxtorf, selbst gebürtiger Westfale, außerdem ins Treffen führen, dass er seine "Epitome" den Grafen von Bentheim gewidmet hat, in deren Herrschaftsgebiet die Steinfurter Akademie liegt.

Buxtorfs "Epitome Radicum Hebraicarum", erstmals 1600 in Basel erschienen und 1607 stark erweitert, gilt bis heute als Grundlagenwerk der Hebraistik. Buxtorf führte eine sehr ausführliche Korrespondenz mit den herausragendsten Gelehrten seiner Zeit, darunter viele jüdische Philologen. Seine Schreiben liegen heute zum größten Teil in der Universitätsbibliothek Basel und kommen fast nie im Handel vor. Das vorliegende ist ein schönes Beispiel dafür, wie Buxtorf seinen Gelehrten- und Korrespondentenkreis systematisch pflegte und erweiterte.

Provenienz

Aus alter Registratur: Spuren alter Heftung; die erste Seite alt numeriert "110" und zeitgenössisch (womöglich von Empfängerhand) rubriziert "de studiis suis". Zuletzt in einer britischen Privatsammlung.

Zustand

Spuren alter Faltung; leicht fleckig und gebräunt; einige kleine Randeinrisse bzw. Papierdurchbrüche. Zwei größere Ausrisse am Gegenblatt ohne Textverlust alt hinterlegt; auch die Adresse vollständig.