"Hinter dem grossen Ereignisse liegt ein Streifen schwärzester Melancholie"

Nietzsche, Friedrich, Philosoph (1844-1900). Eigenh. Brief mit U. ("Friedrich Nietzsche").

Basel, 27. IX. 1876.

3½ SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 85.000,00

An Richard Wagner, der ihn zuvor in einem Schreiben aus Venedig um "zusendung zweier Paar seideneren unterjacke und hosen baseler fabrikant feinste Waare" nach Bologna gebeten hatte. Der vorliegende Brief war offenbar dieser Wäschesendung beigelegt: "Hochverehrter Freund! Sie haben mir durch den kleinen Auftrag, welchen Sie mir erteilten, Freude gemacht: es erinnert mich an die Tribschener Zeiten. Ich habe jetzt Zeit, an Vergangenes, Fernes wie Nahes, zu denken, denn ich sitze viel im dunkelen Zimmer, einer Atropin-Kur der Augen wegen [...]. Der Herbst, nach diesem Sommer ist für mich, und wohl nicht für mich allein, mehr Herbst als ein früherer. Hinter dem grossen Ereignisse liegt ein Streifen schwärzester Melancholie, aus dem man sich gewiss nicht schnell genug nach Italien oder ins Schaffen oder in beides retten kann".

Etwas gebräunt, schwach feuchtfleckig und mit kleinem Einriß im unteren Rand.

Literatur

KGB 2.5, S. 190-192, Nr. 556 ("Verbleib unbekannt").