Rezension in: Bücherschau 2/2003 (159), S. 81
Rezensent: Hugo Pepper
Wetscherek, Hugo (Hrsg.): Kafkas letzter Freund. Der Nachlass Robert Klopstock (1899-1972). M. SW-Abb. u. Faks. Wien: Inlibris 2003. 312 S., Ln., ATS 894 / EUR 65 (PL). ISBN 3-95008113-9.
Dieses Buch enthält, wie die umfangreiche Untertitelung mitteilt, 38 teils unveröffentlichte Briefe Kafkas, die dem Leser, durch begleitende Kommentare aufgehellt, zur Verfügung stehen. Als Bearbeiter werden Christopher Frey und Martin Peche genannt. Aus Klaus Manns Tagebuch weiß man, dass Robert Klopstock Kafkas Tod nahe miterlebt hat. Der Mediziner mit literarischen Ambitionen und Kafkas Lebensgefährtin Dora Diamant bildeten Kafkas "kleine Familie" in dessen allerletzter Lebensphase. Darüber hinaus vermittelt der Brief- und Dokumentarband Einblick in das Schicksal des letzten Kafka-Freunds und seiner Frau Giselle. Beide wurden durch den Nazismus zur Emigration gezwungen und wanderten in die USA aus. Die sie umgebende Personage, darunter der bereits erwähnte Klaus Mann, Albert Einstein, Franz Werfel und viele andere, bildet den Hintergrund der akademischen Karriere Klopstocks als Lungenchirurg (die TBC, an der er als junger Mann laborierte, hatte ihn zu Kafka ins Kierlinger Sanatorium geführt).
Lebensdokumente von Robert und Giselle Klopstock und Hinweise auf ihre Literatur- und Sammelleidenschaft runden den Band ab. Nebenher erfährt man auch von Max Brods Retuschen, der in seiner Kafka-Reminiszenz Briefteile von Dora Diamants Hand eliminiert hat. Ein Aufsatz "Kafkas letzter Freund" von Leonhard M. Fiedler und die Studie "Fackel-Leser und Werfel-Verehrer" von Leo A. Lensing, als Anmerkungen zu Kafkas Briefen gedacht, ergänzen den Band wesentlich. Obwohl in Katalogform gestaltet, wird er für qualifizierte Kafka-Leser interessant sein, nicht zuletzt auch für die Bibliothekare selber.
Bücherschau: http://www.buecherei.at