Iffland-Nachlass kehrt nach Berlin zurück

  • rbb online
  • 26. März 2014

Tausende Briefe des Berliner Theater-Machers gerettet

August Wilhelm Iffland gilt als einer der bedeutendsten Theatermacher Berlins. Der Schauspieler und Theaterdirektor des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt wirkte bis 1814 in der Stadt und hinterließ tausende Briefe und Manuskripte. Um die Herkunft des Nachlasses gab es lange Streit.

Der Nachlass des bedeutenden Theatermachers August Wilhelm Iffland (1759-1814) kehrt nach Berlin zurück. Das Land erhält die 34 Bände mit 6.000 Schriftstücken geschenkt. Darunter sind Briefe, Bühnenbildentwürfe, Regiepläne, Kostüm- und Besetzungsverzeichnisse. Sie repräsentieren deutsche Theatergeschichte aus der Zeit von 1796 bis 1814.

Mit der Übernahme von Teilen des Nachlasses aus dem Wiener Antiquariat Inlibris sei das Archiv des einstigen Leiters des Berliner Schauspielhauses am Gendarmenmarkt für die Öffentlichkeit gerettet, sagte der Chef der Berliner Staatskanzlei, Björn Böhning (SPD), am Mittwoch. Inlibris erhalte für die Schenkung eine Aufwandsentschädigung von 15.000 Euro.

Der Iffland-Forscher Klaus Gerlach von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften nannte den zurückgekehrten Nachlass "das handschriftliche Monument des Berliner Nationaltheaters". Anders als in Weimar, wo der Theaterleiter Johann Wolfgang Goethe ausschließlich für künstlerische Fragen zuständig war, offenbare Ifflands Nachlass neben einem ästhetischen Programm auch die damit verbundenen ökonomischen Abläufe.

"Das Berliner Theater unter seiner Leitung war für die Herausbildung einer bürgerlichen Theaterkultur mindestens ebenso wichtig wie das Weimarer Theater", sagte Gerlach. Der Bestand soll nun mit einem digitalen Forschungsprojekt wissenschaftlich ausgewertet und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

60 Jahre lang verschollen

Interessant indes ist die Geschichte des Konvoluts in den vergangenen 60 Jahren. Den Nachlass des Schauspielers, Intendanten und Dramatikers habe er 1949 in einem Ost-Berliner Abrisshaus gefunden, behauptet der heute 90-jährige Berliner Theaterwissenschaftler Hugo Fetting. Das renommierte Wiener Antiquariat Inlibris zahlte ihm dafür 50.000 Euro.

Als der Bestand damals der Akademie der Künste angeboten wurde, lehnte sie ab. Rechtsanwalt Raue sprach von einem "Kurzschluss" der Akademie, die mittlerweile bedaure, "damals kein Interesse gezeigt zu haben".

Mit Rechtsgutachten und in längeren Verhandlungen wurde schließlich zur Rückgabe nach Berlin eine gütliche Einigung erzielt. Dabei lege das Wiener Antiquariat Wert auf die Feststellung, dass es die Bestände "dem Land Berlin geschenkt habe", betonte Raue.

Gegen Fetting läuft ein Verfahren bei der Berliner Staatsanwaltschaft. Seine Version vom Fund der historischen Dokumente hält Rechtsanwalt Raue für unglaubwürdig, zumal wissenschaftliche Arbeiten als Quelle für den Iffland-Nachlass Archivstandorte in Ost-Berlin nennen.