Ender, Johann Nepomuk, Maler (1793-1854). Portraitminiatur Fanny Elßler, links unten signiert "Ender Joh.".

Wien, um 1832.

Aquarell im roten Originalsamtrahmen, das Bildoval goldgefaßt. 240:200 mm.

 18.000,00

Bisher verschollene Portraitminiatur der jungen Tänzerin aus der Hand des "gefragtesten Portraitmaler[s] des Biedermeiers in Wien" (AKL XXXIII, 531), entstanden wohl kurz nach 1830 - zur Zeit ihrer ersten großen Wiener Erfolge - und vor der Geburt ihres zweiten unehelichen Kindes, das Elßler 1832 in London zur Welt bringen sollte.

Das halbfigürliche Bildnis zeigt Elßler im schulterfreien weißen Kleid mit Spitzenbesatz und weiten Ärmeln; um den Hals ist ein Hermelin geschlungen, ihre rechte Hand ist auf ein Podest gestützt, die linke hält drei Rosen. Neben einer auffälligen Brosche und Perlengehängen trägt sie auch eine weiße Kamelie im Haar.

Es war übrigens Elßlers späterer Geliebter Friedrich Gentz (1764-1832), der Elßler am Morgen des 26. Dezember 1829 "vier weiße Kamelien aus seinem Gewächshaus [hat] überbringen lassen. Und schon am Abend trug sie eine davon im Haar. Fortan würde ihre Vorliebe für diese kostbaren Blüten sie zur 'Cameliendame' machen" (L. Denk. Fanny Elßler. Tänzerin eines Jahrhunderts. Wien u. München 1984. S. 130f.). Der politische Publizist Gentz galt als "einflußreichster Diplomat Österreichs [...], als Erster Sekretär leitete er die Verhandlungen des Wiener Kongresses" (DBE); dessen späte Beziehung zu Fanny Elßler soll Metternich anläßlich des Ablebens seines engsten Vertrauten folgendermaßen kommentiert haben: "Die romatische Liebe bei Greisen nützt den Geist bald ab und führt das Ende herbei" (zit. n. Denk, S. 124).

Gentz, der Elßlers Wohnung auf der Seilerstätte ausgestattet hatte und bis zu seinem Tod unterhielt, war auch der Auftraggeber einer Portraitzeichnung Carl Agricolas, die im Sommer 1830 für "100 Gulden Conventionsmünze" entstand und die Geliebte ebenfalls in einem "hauchzarten weißen Kleid mit tiefangesetzten Puffärmeln" zeigte (Denk, S. 150 u. Abb. 5; "formerly property of Elisabeth Schumann, destroyed during WWII" lt. Ivor Guest: F. Elssler. Middletown Wesleyan University Press 1970. S. 17). Daß Elßler neben Agricola, Waldmüller, Daffinger und Franz Ruß auch J. N. Ender Modell gesessen hat, findet in der einschlägigen Literatur keine Erwähnung und war bisher unbekannt.

Aus dem Besitz der Nachkommen Kathi Prinsters; diese war von Fanny Elßler in deren eigenh. Testament als "treue Gefährtin meines Lebens" mit "sämtlichen Effekten, als Präziosen, Silber, Möbel, Gardarobe, Chales, Pelze, Porzellan, Glas, Hauseinrichtung usw." (F. Elßler: "Mein letzter Wille" (1884), zit. n. Denk, S. 424f.) aus der bis zuletzt gemeinsam bewohnten Wohnung auf der Seilerstätte bedacht worden.

Art.-Nr.: BN#16736 Schlagwort: