Wagner, Richard, Komponist (1813-1883). Eigenh. Brief mit U.

Bayreuth, 2. VI. 1875.

2 SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.

 18.500,00

Wichtiger Brief an den Verleger Adolf Fürstner in Berlin zur der Ausgabe "letzter Hand" des "Tannhäuser". Sie wird im Wagner-Werkverzeichnis als "Stadium 4" bezeichnet und ist die seit der Publikation 1876 am weitesten verbreitete und heute am häufigsten gespielte Fassung. Außer einer kürzeren Passage in einem Stargardt-Katalog von 1977 ist dieser Brief ungedruckt und deshalb besonders wertvoll. Wagner schreibt an den Verleger, der die Rechte an der 1845 bei Meser in Dresden erschienenen Erstausgabe übernommen hatte: "Ich gebe heute die vollständig eingerichtete Partitur meiner neuen Bearbeitung des Tannhäuser an Ihre Adresse auf die Post, übersende hierbei den von mir unterzeichneten Vertrag und erwarte demnächst die […] Zahlung von 3000 Mark. Herr J[osef] Rubinstein wird das Arrangement des ‚Venusberg' in den nächsten Tagen beendigt haben und Ihnen ebenfalls zusenden. Wie es scheint, liegt es Ihnen zunächst nur an der Venusberg-Scene [1. Akt], Diese hat, wenn Sie einzeln, nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Ouvertüre ausgeführt werden soll, einen besonderen Anfang, welcher sowohl in der Partitur beiliegt, als auch von Rubinstein bereits zu dem Arrangement der Einzel-Nummer benutzt wird [...]". In dieser Form sei sie jedoch gekürzt, wodurch Wagner in der 5. Fassung eine sehr geschickte dramaturgische Steigerung erreicht. "[...] Für eine besondere Herausgabe der ungekürzten Ouvertüre, als einzelnes Conzertstück, habe ich dagegen eine Aenderung in den Violinen eingeführt, welche Sie auf dem eingelegten Bogen der alten Partitur ersehen. Ich wünsche sehr, dass die Gesamtherausgabe des […] an sehr vielen Stellen bedeutend umgearbeiteten Werkes, bald in Angriff genommen werde […]".

Es ging Wagner also darum, den "letzten" Text so schnell wie möglich in die Theater gehen zu sehen.

Der russisch-jüdische Pianist war Hausgast in Wagners letzten Lebensjahren und erwies sich nicht nur als großartiger Pianist, sondern auch als sehr begabter Bearbeiter. Allerdings war er in solch starkem Maße von der Person Wagners abhängig, dass er sich kurz nach dessen Tod im Februar 1883 das Leben nahm.

Literatur

WBV Nr. 7168; Altmann Nr. 2699.

Art.-Nr.: BN#33968 Schlagwort: