Sonnenthal, Adolf Rt. von, eig. Neckwadel, Schauspieler (1834-1909). 2 eigenh. Briefe mit U.

Wien, 26. IV. 1881.

Zusammen 3 SS. auf Doppelblättern. 4to und 8vo.

 250,00

An den Kämmerer von Erzherzog Karl Ludwig (1833-1896), dem er mitteilt, daß er “dem mich so hoch auszeichnenden Befehle seiner Kaiserlichen Hoheit, des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Carl Ludwig, pünktlichst und gehorsamst Folge leisten werde [...]”. Wenig später aber sieht er sich gezwungen mitzuteilen, daß “ich soeben nach einer anstrengenden Probe des ‘King Lear’ von einem plötzlichen Unwohlsein befallen und gezwungen wurde, die Probe zu verlassen. Ich werde in Folge dessen heute Abend nicht spielen können u. was mir das Schmerzlichste ist dem gnädigsten Befehle Seiner Kaiserlichen Hoheit [...] nicht Folge leisten können [...]“.

Der in Pest geborene Schauspieler wurde 24jährig 1856 von Heinrich Laube an das Wiener Hofburgtheater engagiert, "spielt den Mortimer und fällt durch. Laube läßt sich indes nicht beirren, gibt ihm einen dreijährigen Kontrakt, und ehe der abläuft, ist er zum k. k. Hofschauspieler ernannt [...] er wird zum meistbeschäftigten Mitglied des Burgtheaters: 160 Vorstellungen pro Saison. Heimlich verlobt mit der reichen Pauline Pappenheim, heiratet er sie erst, als die Familie verarmt, er aber schon konsolidiert ist [...] 1881 verleiht ihm Kaiser Franz Joseph die Eiserne Krone I. Klasse, die damals noch mit dem erblichen Adel verbunden ist. Arthur Schnitzler meint Sonnenthal, wenn er im 'Grünen Kakadu sagen läßt: 'Einer, der uns vorspielen kann, was er will, ist doch mehr als wir alle'" (Haeusserman, Das Wiener Burgtheater, Wien u. a., Molden, 1975, S. 57).

Erzherzog Karl Ludwig, der dritte Sohn von Erzherzog Franz Karl Josef und Sophie von Bayern, Bruder der Kaiser Franz Josef I. und Maximilian von Mexiko, verzichtete 1861 auf sämtliche militärische und politische Ämter, die er bis dato innegehabt hatte, und wurde vornehmlich “als Repräsentant des Kaiserhauses bei Ausstellungen, so der Wiener Weltausstellung 1873 und als Protektor des Künstlerhauses, der k. k. Gartenbaugesellschaft, dem Wiener Cottageverein und anderem, eingesetzt, was ihm den Namen ‘Ausstellungs-Erzherzog’ eintrug” (Hamann, Habsburger, 223f.). Nachdem Kronprinz Rudolf 1889 aus dem Leben geschieden war, war Karl Ludwig der nächste Anwärter der Thronfolge, vertrat seinen Bruder gelegentlich auf Auslandsreisen, wurde aber nicht offiziell zum Thronfolger ernannt.

Zu Sonnenthal vgl. Öst. Lex. II, 409 und Czeike V, 250f.

Auf Briefpapier mit gepr. kalligr. Briefkopf der “K. K. Hofburgtheater-Regie”.

Beiliegend eine Portraitpostkarte des Schauspielers in Straßenkleidung und mit faksimilierter Unterschrift (Brustbild, nach rechts gewandt, 13,8:8,8 cm).

Art.-Nr.: BN#4686 Schlagwort: