''Diese Tage ist Arch. Frank wieder in Wien aufgetaucht und hat in Vorträgen uns mehr oder weniger wieder angegrobst. Er ärgert sich, daß wir noch Kunstgewerbe betreiben und Dinge machen, die man ja in einigen Tagen doch wie in Amerika wieder wegwirft''

Hoffmann, Josef, Architekt (1870-1956). Eigenh. Brief mit U.

O. O., 25. I. 1948.

3 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 2.500,00

An eine namentlich nicht genannte Adressatin: "Vielen Dank für Ihre schöne Wunschkarte, bitte auch Herrn Gemahl und ebenfal[l]s alles erdenklich Gute für 48. Gnädige Frau haben uns abermals ein Geschenk übermitteln lassen. Ich muss aus diesem Anlass ein wenig zanken. Sie sollen das wirklich nicht mehr thun. In Wien bekom[m]t man ja jetzt auch alles und wahrscheinlich auch nicht theuerer wie in Italien! Es ist jetzt alles nur mehr eine Geldangelegenheit geworden. Gewisse Dinge sind wie z. B. Augengläser ja seit die Zeisswerke zerstört wurden, ja auch nirgends zu haben und so ist es ja mit allem. Haben Sie das Heft der schönen Künste, das vor 3 Wochen erschienen ist, schon gesehen? Diese Tage ist Arch. Frank wieder in Wien aufgetaucht und hat in Vorträgen uns mehr oder weniger wieder angegrobst. Er ärgert sich, daß wir noch Kunstgewerbe betreiben und Dinge machen, die man ja in einigen Tagen doch wie in Amerika wieder wegwirft. Über seine eigenen Erfolge hat er uns leider nichts gezeigt oder zeigen können. Seine eigenthümlichen Methoden hat er jedenfal[l]s nicht aufgegeben. Trotzdem bin ich nicht erschro[c]ken und werde ruhig weiter an unseren Werkstättenarbeiten mich freuen. Momentan können wir, weil es in Wien keine Käufer und Kunstintres[s]enten mehr gibt nur unsere Keramikwerkstätte betreiben. Bitte auch an Frau Gironkoli Empfehlungen auszurichten [...]".

Mit Zensurstempel; beide Bll. mit einem winzigen Einriss im unteren Rand.