Kerkerinck zur Borg, Engelbert Frh., Historiker (1872-1933). EigenhĂ€ndige Sentenz mit U., eh. ausgefĂŒlltem Formularteil und eh. Namenszug.Haus Borg Rinkerode, o. D.

"Die Seele unseres Volkes wird heute weniger von ideellen als von materiellen Regungen bewegt. AnsprĂŒche wirtschaftlicher Art sind es, die offen oder versteckt unsere politischen Probleme beherrschen. FĂŒr Deutschlands Zukunft dĂŒrfte die Frage entscheidend werden, ob der deutsche Wirtschaftsprozess eine Vermehrung des deutschen Kapitals oder aber eine Steigerung der deutschen Schuldenlast hervorbringen wird [...] Das Prinzip des Stimmenkaufs (aus anderer Taschen) beherrscht das parlamentarische Geschehen [...] An eine Heilung von innen und aus eigener Kraft zu glauben, fĂ€llt hiernach schwer. Vielmehr scheint eine hohe Wahrscheinlichkeit dafĂŒr zu sprechen, dass man politischerseits die Dinge treiben lĂ€sst, mit dem Ergebnis einer zunehmenden PassivitĂ€t der deutschen Wirtschaftsbilanz, der eine zunehmende AktivitĂ€t der radikalen Strömungen entsprechen wird [...]". Geschrieben als Beitrag fĂŒr die von Friedrich Koslowsky im Berliner Eigenbrödler-Verlag herausgegebene Faksimile-Anthologie "Deutschlands Köpfe der Gegenwart ĂŒber Deutschlands Zukunft" (1928). Die Sentenz bei der Veröffentlichung in Druckschrift wiedergegeben.

Als Politiker war Kerckerinck zur Borg besonders als landwirtschaftlicher Interessenvertreter tÀtig.

Mit leichter Rostspur einer BĂŒroklammer.

Gunnarsson, Gunnar, Schriftsteller (1889-1975). Albumblatt mit eigenh. U.Paris, 24. X. 1966.

Mit rund 40 grĂ¶ĂŸtenteils ins Deutsche und in andere Sprachen ĂŒbersetzten BĂŒchern zu den erfolgreichsten islĂ€ndischen Autoren zĂ€hlend, fand der lange Zeit in DĂ€nemark lebende und in dĂ€nischer Sprache veröffentlichende Autor erstmals 1912ff. nach Jahren der Armut und des Hungers öffentliche Anerkennung mit seinem vierbĂ€ndigen Romanwerk ‘Leute auf Borg’. Die PopularitĂ€t seines Romans war so groß, daß er schon bald in andere Sprachen ĂŒbersetzt und 1919 von Nordisk Film in Island verfilmt wurde. Vgl. Brockhaus, 17. Aufl., s.v.

Die Datierung verso von alter Hand vermerkt.

Mosenthal, Salomon von, Schriftsteller (1821-1877). Eigenh. Brief mit U.O. O., 05.02.1862.

An einen Hrn. v. Pfeifer: "Ihrem Wunsche entsprechend habe ich das Drama: Die Marchesa von Pescara mit Aufmerksamkeit durchlesen. Wenn dasselbe auch manche lyrische Schönheiten enthĂ€lt, so scheint es als Drama mir doch geleg[entlich] unzulĂ€nglich. Der Stoff ist grell, die scenische Eintheilung ungewandt, die Form durch die Endreime veraltet, die Sprache fĂŒr das compacte Drama zu breit. Außerdem scheint es mir selbst fĂŒr eine geĂŒbtere Hand immer sehr gewagt, große Namen wie Titian's, Ariost's, Aretino's fĂŒr Gestalten zu borgen, die theils nur episodisch in die Handlung eingreifen, theils - verzeihen Sie mein hartes Urtheil, gĂ€nzlich verzeichnet sind [...]".

Etwas gebrÀunt und kleinere RandlÀsuren. In altem Sammlungsumschlag.

Stechert, Karl, Astronom (1856-1925). Eigenh. Brief mit U.Hamburg, 03.05.1918.

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Vor etwa 2 Wochen habe ich auf Wunsch von Prof. Dr. Bettelheim, Wien, einen Nekrolog fĂŒr Prof. Dr. Börgen, Wilhelmshaven, zusammengestellt; die Arbeit sollte in dem bei G. Reimer, Berlin, erscheinenden 'Biographischen Jahrbuch' zum Abdruck kommen. Der anliegende Brief von Reimer gibt Auskunft darĂŒber, weshalb diese Absicht nicht zur AusfĂŒhrung gekommen ist. Damit die nicht unbetrĂ€chtliche Arbeit nicht vollstĂ€ndig ohne Zweck liegen bliebe, habe ich sie auf Veranlassung eines Marine-Angehörigen dem 'Wilhelmshavener Tageblatt' kostenlos zum Abdruck ĂŒberlassen [...]".

Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf der Deutschen Seewarte in Hamburg.

[Alf Layla wa Layla - Portuguese - Gñnim]. Historia de Ganem, filho de Abou Aibou, denominado o escravo de amor. Traduzida 
Lisbon, 1792.

Extremely rare second edition of a rare Portuguese translation of the History of Ganem, the slave of love, a story from the Arabian Nights. The story tells of Ganem, a son of a merchant from Damascus, who upon his father's death travels to Baghdad to sell his father's leftover stock. Once in Baghdad, the young Ganem falls in love with the favourite concubine of the caliph. The story is translated into Portuguese from Jean Antoine Galland's early 18th century French translation.

With spots on the first and last leaves, a stain on leaf B1 and a couple tiny holes in the outer margin of the last leaf. In good condition.

HĂŒbner, Alexander von, österreichischer Diplomat (1811-1892). Eigenh. Brief mit U.O. O. u. D.

Bittet den Adressat, ihm das "Großwerk: Rom von Bunsen und Platner" zu borgen.

Der als uneheliches Kind Metternichs mit einer BĂŒrgerlichen geborene HĂŒbner studierte an der UniversitĂ€t Wien Rechtswissenschaft und hielt sich lĂ€ngere Zeit in Italien auf, bevor er 1833 in den Dienst der österreichischen Staatskanzlei trat. Im folgenden Jahr erhielt er, durch persönliche Verwendung Metternichs, die Genehmigung zur FĂŒhrung des Namens HĂŒbner. Im diplomatischen Dienst kam er u.a. nach Paris und Lissabon und ĂŒbernahm 1844 das österreichische Generalkonsulat in Leipzig. Seit 1849 vertrat er Österreich in Paris; zwei Jahre lang war er Botschafter beim Vatikan. Als Mitglied des österreichischen Herrenhauses gehörte HĂŒber der konservativen Rechten an. Neben politischen und historischen Schriften verfasste er Reisebeschreibungen, u. a. "Spaziergang um die Welt" (2 Bde., 1874).

Sonnenthal, Adolf von, eig. Neckwadel, Schauspieler (1834-1909). Eigenh. Mitteilung mit U. ("AvSonnenthal").O. O. u. D., "Sonntag".

An den Schauspieler Fritz Krastel (1839-1938) mit der Bitte, dem Überbringer "Ihre Rolle des Carlos zu borgen, er wird sie Ihnen in kĂŒrzester Zeit unversehrt zurĂŒckstellen".

Der in Pest geborene Schauspieler wurde 24jĂ€hrig 1856 von Heinrich Laube an das Wiener Hofburgtheater engagiert, "spielt den Mortimer und fĂ€llt durch. Laube lĂ€ĂŸt sich indes nicht beirren, gibt ihm einen dreijĂ€hrigen Kontrakt, und ehe der ablĂ€uft, ist er zum k. k. Hofschauspieler ernannt [...] er wird zum meistbeschĂ€ftigten Mitglied des Burgtheaters: 160 Vorstellungen pro Saison. Heimlich verlobt mit der reichen Pauline Pappenheim, heiratet er sie erst, als die Familie verarmt, er aber schon konsolidiert ist [...] 1881 verleiht ihm Kaiser Franz Joseph die Eiserne Krone I. Klasse, die damals noch mit dem erblichen Adel verbunden ist. Arthur Schnitzler meint Sonnenthal, wenn er im 'GrĂŒnen Kakadu' sagen lĂ€ĂŸt: 'Einer, der uns vorspielen kann, was er will, ist doch mehr als wir alle'“ (Haeusserman, Das Wiener Burgtheater, Wien u. a., Molden, 1975, S. 57).

Etwas angestaubt unt mit kleinen RandlÀsuren; alt auf TrÀgerpapier montiert.

Heuberger, Richard, Komponist und Musikkritiker (1850-1914). 14 eigenh. Briefe mit U.Wien u. a., 1877-1912.

Schöne Briefe an den Komponisten, Arrangeur und Dirigenten Eduard Kremser, die sich hauptsĂ€chlich auf seine TĂ€tigkeit beim Wiener MĂ€nnergesangsverein beziehen: "Gestern sprach ich mit Herrn Hellmesberger und der meint daß eine krĂ€ftige Probe - kurz vor dem Conzert hinreichen dĂŒrfte. Da ich aber fĂŒr diese Probe noch eine letzte Correktur an den Auflagstimmen machen möchte so bitte ich Sie, so gut sein zu wollen und mir die Partitur fĂŒr 1-2 Tage zu borgen [...]" (a. d. Br. v. 8. I. 1877).

"Die Zeit der Entscheidung der Chormeister-Angelegenheit im M. G. V. rĂŒckt nĂ€her, und ich bin unendlich neugierig zu erfahren inwiefern meine Chancen sich geĂ€ndert d. h. gebessert haben, ich bin höchst gespannt wie die letzte Entschließung des Vereins fallen wird [...]" (a. d. Br. v. 11. IX. 1880).

"FĂŒr die große Freude die Sie mir gestern durch die unvergleichliche Wiedergabe des Chores 'Herbst' machten, sage ich Ihnen nochmal meinen wĂ€rmsten Dank.

Sollten Sie das StĂŒck heuer bei einer Sommerliedertafel wieder bringen, so wĂ€re ich sehr vergnĂŒgt darĂŒber. Bei einiger Akustik des Raumes ist das StĂŒck auch im Freien von sicherer Wirkung. (Ich hörte es vor 2 Jahren vom [G]razer MĂ€nnergesangvereine, der es auch im Freien repetiren mußte.) [...]" (a. d. Br. v. 12. XI. 1885).

Wolf, Adam, Historiker (1822-1883). Eigenh. Brief mit U.Graz "Burgring 12", 30.03.1879.

DrĂŒckt seine Freude ĂŒber die Interessen der Tochter der Adressatin aus, gibt Literaturempfehlungen ab und schildert eigene Familienereignisse: "[...] WĂ€ren wir in einer Stadt, wĂŒrde ich mich Rosalin als Lehrer anbieten. Es gibt nichts schöneres als Rosen zu zĂŒchten. O wie begreife ich die Vorliebe fĂŒr die romantische Dichtung. Das ist ein wundervoller glĂŒcklicher Traum, aber man kann nicht immer trĂ€umen. Ich notire auf dem Beiblatte einige historische und literargeschichtliche Werke. Ranke u. a. borgen Sie aus, statt anzuschaffen. Suchen Sie den Sinn Ros. fĂŒr Biographien, Kunst und Musikgeschichte zu wecken. Sie möge sich statt an das Pathos immer mehr an das NatĂŒrliche, Einfache, Individuelle halten. Daraus quillt Leben und Poesie. [...] Meine liebe Frau hat voriges Jahr im Febr. eine FrĂŒhgeburt gemacht, das Kindchen erlosch wie das Licht der Armen. In den Ferien fĂŒhrte ich sie nach KĂ€rnten, Tirol, und weil sie Bilder und das Meer sehen wollte, nach Oberitalien bis Florenz und Pisa. Den Winter haben wir stille verlebt - wird auch den Sommer ĂŒber sein, denn wir erwarten im August abermals ein Familienereigniß [...]".

Nach seinem Studium in Prag promovierte Wolf 1846 an der UniversitĂ€t Wien und lehrte dort ab 1850 als Dozent fĂŒr österreichische Geschichte. SpĂ€ter war er auch an der Hochschule Pest sowie an der UniversitĂ€t Graz tĂ€tig. DarĂŒber hinaus war Wolf Erzieher der Töchter Erzherzog Albrechts.

Rosner, Leopold, Schauspieler, Schriftsteller, BuchhÀndler und Verleger (1838-1903). 6 eigenh. Briefe mit U. und 3 eh. Postkarten mit U.Wien und o. O., 1871-1900 und o. D.

Alle an den Kapellmeister und Komponisten Adolf MĂŒller jun. (1839-1901) mit dem Angebot von Autographen aus seiner Sammlung: "Sammeln Sie, nĂ€chst Portraiten, auch Autografe von Schriftstellern, Schauspielern etc.? WĂ€ren Sie geneigt welche zu kaufen? (SelbstverstĂ€ndlich zu sehr civilen Preisen.) [...]" (26. XII. 1899).

Mit der Frage nach Autographen von Ferdinand Raimund fĂŒr eine Publikation: "Haben Sie Autografe von Raimund? Und ist ein ungedrucktes darunter? Ich publicire demnĂ€chst in einer Wochenschrift 'Ungedruckte Briefe'. Die meisten sind an mich gerichtet, aber ich nĂ€hme selbstverstĂ€ndlich auch Andere wenn sie von Persönlichkeiten und interessanten Inhaltes sind. Vielleicht haben Sie was fĂŒr mich. Beiliegend eine Bestechung. F. Schneider [d. i. der Komponist Friedrich Schneider] in Dessau. (1843) [...]" (22. III. 1900).

Mit der Bitte um Transkription zweier Autographen: "Hier Ihr Katalog mit bestem Danke. Da ich noch nicht ausgehen kann u. Sie an Ihr GelĂŒbde nicht vergeßen dĂŒrfen, so bitte ich Sie mir die No 543 (Nestroy' Vertrag mit Sch.) u. 1117 u. 1119 (Anzengruber) abschreiben zu laßen. Den Copisten bezahle ich selbstverstĂ€ndlich [...]" (3. IV. 1900).

Mit einem Tauschangebot, das ihm einen Brief des ungarischen Generals ArtĂșr Görgey einbringen könnte: "Der Brief von Görgey kitzelt mich. Ich habe Fr. Liszt, Aldridge, Em. Devrient - alle Drei gĂ€be ich hin dafĂŒr! [...]" (17. VII. 1871).

Die Postkarten mit dem Angebot, MĂŒller einen Jahrgang des KĂŒrschnerschen Literaturkalenders zu borgen, der Bitte um seine Adresse sowie mit dem Hinweis, dass die Transkription der Autographen immer demselben zufalle: "Besten Dank, aber so machen wir's immer daß Sie die MĂŒhe des Copirens haben! [...]".

Ein Brief auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf. Einige mit kleinen RandlĂ€suren. Ein Brief mit einem grĂ¶ĂŸeren Einriss entlang des Mittelfalzes, ohne TextberĂŒhrung. Die Briefmarke einer Postkarte ausgeschnitten, etwas Textverlust. Ansonsten ein wohlerhaltenes Konvolut.

Bradbury, Ray, American author and screenwriter (1920-2012). Series of eleven typed letters and one postcard signed.Los Angeles, 1955-1986.

Series of 11 typed letters and one postcard signed to Francisco ("Paco") PorrĂșa, his Spanish-language translator and publisher, beginning by thanking him for his copy of "Cronicas Marcianas" with the prologue by Borges ("my wife speaks highly of your careful and sensitive work on this [...] I await publication of EL HOMBRE ILUSTRADO, happily [...]", 6 Nov. 1955), the next speaking of his father's death but pleased at the reception of the "Martian Chronicles" ("Rarely have I been treated so well in my own country [...]", 39 March 1958), talking of writing a screenplay of "And The Rock Cried Out" directed by Carol Reed, the Jean-Louis Barrault adaptation of the "Martian Chronicles", and visiting the set of "Fahrenheit 451" directed by Truffaut, discussing the possibility of producing two of his plays in Buenos Aires ("a startling evening, of great contrast", 17 March 1962), asking for the publication of hardcover editions of his works in Spain (on a letterhead depicting the Illustrated Man, 24 Aug. 1971), sending a list of his works so they can be published in the right order, and other business matters: "Yes, I have written one other play which you have not seen. It is THE DAY IT RAINED FOREVER. I am sending you a copy under separate cover. I am happy to hear that you may publish a book of my plays, which would delight me. For now, I am on my way to London to visit the set of FAHRENHEIT 451 now in film production starring Julie Christie and Oskar Werner and directed by FRANCOIS TRUFFAUT [...]" (17 Feb. 1966).

Small creases, marks and dust-staining, six holes punched for filing. Provenance: Francisco PorrĂșa; thence by descent to his son.

Borges, Jorge Luis

Jorge Luis Borges

Jorge Luis Borges war ein argentinischer Schriftsteller und Bibliothekar, der eine Vielzahl phantastischer ErzĂ€hlungen, Gedichte und Kurzgeschichten schrieb. Mit dem argentinischen Schriftsteller Adolfo Bioy Casares verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Borges war MitbegrĂŒnder der „lateinamerikanischen Phantastik“ und einer der zentralen Autoren der von Victoria Ocampo und ihrer Schwester Silvina 1931 gegrĂŒndeten Zeitschrift „Sur“, die sich dem kulturellen Austausch zwischen Lateinamerika und Europa widmete.