[Judaica.] - Hirsch, Philipp. Eigenh. Brief mit U.

Paris, 18. XI. 1880.

3 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 200.00

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Die Zeitungen haben vor einigen Tagen Nachrichten über die sogenannte Judenverfolgung veröffentlicht. Wie Sie aus der umseitigen Abschrift, die sich allerdings nur auf die seiner Zeit angezeigte Abhaltung eines internationalen Congresses der Maaße und Gewichte bezieht, wo ein gewisser Adolphe Hirsch, Directeur de l'Observatoire Suisse, als Secretair genannt wurde, ersehen, verwechsle ich die Confession nicht mit dem gesellschaftlichen Verhältnisse. Die beiden Partheien verlangen eine abgesonderte Beleuchtung, wenn aus den gegenwärtigen Wirren etwas Gutes hervorgehen soll. Die Verfolger sehen in den Juden das auserwählte Volk, dem der Erlöser verhießen worden, und ihre Befürchtung ist um so stärker, je weniger die Fürsten diesem Berufe entsprechen. Nach meiner Ansicht kann jeder Mensch sich selbst erlösen, welcher Bestimmung jedoch nur Wenige nachstreben. Die Meisten hoffen auch die Versprechungen von Außen, weil sie den innern Kampf fürchten, und bewahren offen oder heimlich einen Hochmuth, welcher sie erst beim Tode verläßt. Für diese Parthei handelt es sich nur um die zeitlichen Güter. Die Verfolgten hingegen halten, soweit sie aufrichtig sind, an ihrer hohen Bestimmung fest, ohne sich aber im Allgemeinen zu derselben vorzubereiten. Ich sehe darin den Ursprung allen Elends, welches die Juden betroffen, und eine bittere, nicht ganz unverdiente Täuschung. Denn jedes Volk ist dem Herrn lieb, und wenn Er eins auserwählt, so geschieht es als Belohnung seiner Tugenden.

Die Geschichte der Patriarchen dürfte dies bestätigen [...]".

Die Recto-Seite von Bl. 2 mit Hirschs eh. Abschrift seines in französischer Sprache verfaßten Briefes an den Minister des Inneren und der Religion.

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