Prokesch-Osten, Friederike, Schauspielerin und Schriftstellerin (1839-1906). 3 eigenh. Briefe mit U. ("Friederike" bzw. "F." bzw. "Fifi Prokesch").

Aachen bzw. o. O., 1863 und 1865.

Zusammen 3 SS. auf Doppelblättern. 8vo. Beiliegend 5 eigenh. Gedichte mit U. bzw. Paraphe und 1 eh. Briefabschrift, die vermutlich - wenn auch in völlig anderem Schriftbild - gleichfalls a. d. Feder Fried. P.-O.s stammen dürften. Zusammen 16 SS. Weiters beiliegend 2 Zeitungsausschnitte und 1 Einblattdruck mit Druckfassungen von 3 Gedichten sowie einige getrocknete Blätter.

 300.00

An einen namentlich nicht genannten Adressaten [wohl Michael Bernays, 1834-1897]: “Noch immer schulde ich Ihnen meinen besten Dank für Ihren liebenswürdigen Brief, welcher mich doppelt gefreut hat, da er mir so eine liebevolle Nachricht brachte. Ein gütiges Urtheil über meine Leistungen freut mich immer, wie viel mehr aus so geistreichem Munde [...]" (Br. v. 27. III. 1863).

"In Rußland wird es mir wohl gar nicht möglich sein zum Schreibtisch zu kommen und so versuche ich es denn heute so gut es denn geht für Ihre so herzlichen Zeilen zu danken [...]" (undat. Brief).

Die Tochter des Schriftstellers Johann Bartholomäus Goßmann und der Sängerin Johanna Konstanzia G. trat als Schauspielerin am Münchener Hoftheater und an anderen größeren Bühnen Deutschlands auf, ehe sie 1857 ans Wiener Burgtheater engagiert wurde. 1861 ehelichte sie den Sohn des Militärs, Diplomaten und Schriftstellers Anton Graf Prokesch von Osten (1795-1876) gleichen Namens, der - im Hauptberuf Offizier - die Werke seines Vaters sowie die von Friedrich Gentz herausgab.

Der mutmaßliche Adressat war als Privatgelehrter, Mitarbeiter bei der "Kölnischen Zeitung" und Vortragsredner tätig, bis er sich 1872 in Leipzig habilitierte. Daraufhin wurde er noch im selben Jahr als Prof. für den ersten Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturgeschichte in Deutschland nach München berufen. Bernays "galt als Goethe- und Shakespeare-Spezialist und legte eine der größten Privatbibliotheken Deutschlands an" (DBE).

Die beiliegenden Gedichtabschriften, gez. mit "Michael Bernays" bzw. "M. B." oder "B", dürften ebenso wie der mit "Fifi [...] Prokesch" unterfertigte Brief trotz gegenteiligen Handschriftenbefunds a. d. Hand der Schauspielerin stammen oder allesamt Abschriften a. d. Hand eines Dritten sein, der nicht mit Michael Bernays (dem zu dieser Zeit noch jungen Literarhistoriker und späteren Professor für neuere deutsche Literaturgeschichte in München) oder ihrem Gatten Anton ident ist. Inhaltlich huldigen sie ihrer Schauspielkunst, ihrem Wesen u. drgl.