Renn, Ludwig (d. i. Arnold Friedrich Vieth von Golßenau), Schriftsteller (1889-1979). Eigenh. Brief m. U.

Berlin-Kalusdorf, 8. VII. 1974.

1 S. 4to. Gedr. Briefkopf. Gelocht.

 400.00

An Wolfgang Krüger in Berlin, dem er seine Manuskripte zurückschickt: "[…] Wenn ich Ihnen hier Ihre Texte zurücksende, so bitte ich Sie, das nicht so zu verstehen, daß ich Ihre Arbeiten mißachte. Das Gegenteil ist der Fall. Sehen Sie, bitte, die Sache ganz real: Ich werde in meinem Alter kaum noch etwas über Kriegskunst schreiben und dazu Ihre Niederschriften benutzen. Wenn ich aber die Dinge bei mir aufhebe, kommen Sie in den Wust von Papier, der sich angesammelt hat und einmal von Leuten vernichtet werden wird, die damit nichts anzufangen wissen. Damit also Ihre - sicher seltenen - Drucke nicht verloren gehen, sende ich sie Ihnen. Ich habe Ihre Dinge aufmerksam gelesen, aber nur zum Teil recht verstanden, da wir augenscheinlich eine verschiedene Art haben, an die Kriegswissenschaft heranzugehen. Die Praxis zweier Kriege hat mich geprägt. Die Theorie kam bei mir immer erst hinterher. Ich mißachte sie nicht, sondern meine, nur die Verbindung von Praxis und Theorie führt zur Kunst der Kriegsführung […]" - Kommunistische Lektüre und das Miterleben der polizeilichen Gewalt gegen demonstrierende Arbeiter in Wien wurden Ausgangspunkt für Renns politisches Handeln, als er 1927 nach Deutschland zurückkehrte, hält er unter dem Namen Ludwig Renn Vorträge für Arbeiter. 1928 erschien sein Roman "Krieg", in dem der Krieg aus der Sicht des fiktiven Landsers Ludwig Renn beschrieben wurde. 1928-32 war Renn Mitherausgeber der Zeitschriften "Aufbruch" und "Die Linkskurve". 1930 beschrieb er in seinem zweiten Roman "Nachkrieg" die innenpolitischen Kämpfe von der Revolution 1918/19 bis zum Kapp-Lüttwitz-Putsch. Während der Jahre 1932 und 1935 kam Renn immer wieder in Haft, unter anderem wegen "literarischen Hochverrats" und "Vorbereitung zum Hochverrat", 1936 gelang ihm die Flucht nach Spanien, wo er im Spanischen Bürgerkrieg aktiv wurde. 1940 emigrierte er nach Mexiko. 1947 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde Renn Mitglied der SED. 1951 wechselt er an die Berliner Humboldt-Universität.

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