Keyserling, Hermann Gf., Philosoph (1880-1946). Eigenh. Brief mit U.

Rom, 27. I. 1906.

3 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 280.00

An einen Redakteur der ‘Neuen Freien Presse’: “Die Gräfin Fitz-James schreibt mir, dass [...] Sie Ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen hätten, kleineren Aufsätzen von mir in der ‘Neuen Freien Presse’ Aufnahme zu gewähren. Die Aussicht ist mir natürlich sehr willkommen, da ich mir keine bessere Tribüne wünschen könnte als Ihr geschätztes Blatt, um meinen philosophischen Ideen Verbreitung zu schaffen; und so übersende ich Ihnen dann mit gleicher Post einen kleinen Essay, betitelt ‘Gedankenstyl’, in der Hoffnung, dass es Ihnen conveniren wird [...]”.

Nach seiner Promotion sich in Paris niederlassend, lernte Keyserling u. a. Henri Bergson kennen und arbeitete, stark von Houston Stewart Chamberlain beeinflußt, an kultur- und geschichtsphilosophischen Entwürfen (‘Das Gefüge der Welt’, 1906). Sein Versuch, sich in Berlin unter Fürsprache Wilhelm Diltheys zu habilitieren, mißlang und nach Jahren eines zum größten Teil zurückgezogen geführten Lebens wurde Keyserling in den 20er Jahren als ‘philosophierender Weltbürger’ und Schulgünder populär. Die u. a. von Leo Baeck (1873-1956), C. G. Jung (1875-1962), Max Scheler (1874-1928), Rabindranath Tagore (1861-1941) und Ernst Troeltsch (1865-1923) besuchten Veranstaltungen der ‘Schule der Weisheit’ wurden 1933 unterbunden, Rede- und Ausreiseverbot trieben ihn schließlich in den finanziellen Ruin.

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