Über ihre Freundschaft mit dem Reiseschriftsteller Alexander von Warsberg

Meysenbug, Malwida von, Schriftstellerin (1816-1903). 15 eigenh. Br. mit U. und 1 eigenh. Briefkarte mit U.

Versailles, Rom u. a. O., 1889-1898.

Zusammen ca. 75 SS. auf 17 Doppelbll. und 4 Einzelbll. Meist kl.-8vo und 8vo.

 15,000.00

An die Schriftstellerin Rosa von Gerold, u. a. über Alexander von Warsberg, den "Reisemarschall" von Kaiserin Elisabeth, der das geistige Konzept zu Elisabeths Achilleion auf Korfu geliefert und auch Grundstücke hierzu erworben hatte. Schwer lungenleidend hatte er, der regelmäßig in Gerolds Wiener Salon zu Gast gewesen war, Malwida von Meysenbug im Mai 1889 nach Venedig an sein Sterbebett gerufen: "Wünscht er daß ich komme, so werde ich mich beeilen hinzugehen und dann bitte ich sehr, daß Sie auch kommen. Der Palazzo ist so eingerichtet, daß er uns nur zu sehen braucht wenn er es wünscht u. daß wir nicht für ihn da sind, wenn er allein bleiben will. Vereint aber können wir es vielleicht zu Stande bringen ihm sein Haus so einzurichten, daß er endlich in Frieden leben kann wenn er uns erhalten bleibt [...]" (10. V. [1889]).

"Es bleibt ein seltsames Rätsel, dieses, gewiß in jeder Beziehung tugendhafte, untadelhafte Leben, das nicht an Excessen, sondern an falschen Ideen über Hygiene zu Grunde ging [...]" (19. VII. [o. J.]).

Malwida erläutert, wie lebensspendend ihr die Freundschaft mit Warsberg war, wie unangenehm das Klima im Norden sei und dass sie der Kaiserin Elisabeth die Schuld an Warsbergs Tod gebe: "Ehe er in mein Leben trat, war ich so völlig resignirt [...] Nun kam mir plötzlich, ganz ungesucht u. ungeahnt, diese Sympathie entgegen, die das Echo in mir weckte und zu einem Bund wurde wie ihn reine Geister, befreit von allem irdischen Beisatz, schließen mögen. Das Leben wurde mir wieder für mich selbst lieb und es schien als solle der Abend meines Lebens zu einem schönen Sonnenuntergang werden [...]" (24. VII. [o. J.]). "Ach ja, je mehr man sich losgelöst fühlt vom Leben und den unbekannten ewigen Sphären näher, je mehr bedarf man nach der Sonne und der Lieblichkeit des Südens um sich den Befreier als den schönen Genius mit der umgekehrten Fackel nahen zu sehen und ihn lächelnd zu grüßen. Im Norden nur, unter dem grauen Nebelhimmel und im Dunkel der Catakomben konnte das Bild des häßlichen Sensenmanns entstehen. Gesegnet sei mir der Süden, der die Seele mit milden Entsagungen füllt. Ich begreife die Kaiserin, mit Ihrem Corfuasyl, wenn ich sie gleich hasse[,] weil sie unseren Freund damit getödtet hat. Ihr persönlicher Zauber muß sehr groß sein[,] denn sie hat Gustav W[arsberg] jetzt auch ganz eingenommen, so daß er nicht zugeben will, daß die Corfu[-] und Wien-Reisen Schuld an dem jähen Tode Alexander's sind [...]" (23. XII. 1889).

Das Kennenlernen der beiden Damen wird von Paris wegen "Zahnweh" ("Ich bin noch so entstellt und geschwollen [...]") nach Versailles verlegt. Nachrichten über ihr Leben und Erinnerungen folgen in späteren Briefen: "Ich lebe wie immer still, nur auf den Umgang mit wenigen alten Freunden beschränkt, in den dann manchmal eine neue Erscheinung, mir von auswärts gesandt, herein schneit. Interessant war unter den Letzteren, übrigens dieser mir von lange her befreundet, nur Gregorovius und im nächsten Monat erwarte ich Lenbach. Das Übrige zieht vorüber wie in einer Lanterne magique und hinterläßt kaum eine Spur. Nein, Einen muß ich doch noch aufnehmen: Klaczko, den polnischen Patrioten [...]" (17. I. 1890).

Vereinzelt etwas gebräunt. Beiliegend einige Zeitungsausschnitte.

References

Zu Malwida von Meysenbug und Alexander Warbserg vgl. Ruth Stummann-Bowert: Malwida von Meysenbug - Paul Rée. Briefe an einen Freund. Würzburg, Königshausen & Neumann, 1998, S. 34f.

Stock Code: BN#51209 Tags: ,