Witkowski, Georg, Literaturhistoriker (1863-1939). Eigenh. Brief mit U.

Leipzig, 22. II. 1925.

1 S. 4to.

 140.00

An einen nicht namentlich genannten Akademiker bezüglich einer Recherche zu Wagner-Inszenierungen: "Mein Dank für Ihre freundlichen Zeilen soll nicht so lange auf sich warten lassen, bis ich mich dafür der Hand der von Ihnen empfohlenen Dame bedienen kann. Lassen Sie mich also schon heute sagen, dass ich Ihnen sehr verpflichtet bin und dass ich versuchen werde, die gewünschte Nachrede über die Wagner-Inszenierungen aufzutreiben. Sollte übrigens nicht in der Musikbibliothek Peters manches zu finden sein? Aber dort haben Sie vermutlich schon nachgeforscht. Und das Werk von Freudenthal, Die Musik der Naturvölker kennen Sie selbstverständlich".

Georg Witwoski studierte in Leipzig und München, wo er 1886 summa cum laude promoviert wurde. 1889 habilitierte er sich in Leipzig und wirkte anschließend als Privatdozent und ab 1897 als Extraordinarius für Deutsche Sprache und Literatur daselbst. 1899 war Witkowski Mitbegründer und Vorsitzender der Gesellschaft der Bibliophilen. Erst 1919 erhielt der erfolgreiche Literaturhistoriker eine außerordentliche Professur in Leipzig. Auf die ordentliche Professur wartete Witkowski beinahe vergebens: Er erhielt sie 1929, nur ein Jahr vor seiner Emeritierung, wobei ihm der damit verbundene Lehrstuhl und die Verbeamtung verwehrt blieben. Diese Diskriminierungen gründeten zweifellos in Witkowskis jüdischer Herkunft. 1932 wurde ihm die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft durch den Reichspräsidenten Hindenburg verliehen, doch bereits 1933 verlor Witkowski aufgrund des Berufsbeamtengesetzes seine Lehrbefugnis und 1934 sämtliche Ruhegehälter. Im Mai 1939 emigrierte er zu Verwandten seiner Frau ins niederländische Leiden, wo er weniger Monate später an einer Krebserkrankung starb.

Auf Briefpapier mit gedrucktem Briefkopf: "Professor Dr. Georg Witkowski Leipzig-Gohlis Ehrensteinstraße 20". Wohlerhalten.