"Am meisten verlangt's mich nach einer Oper"

Schumann, Robert, Komponist (1810-1856). Eigenh. Brief mit U.

Leipzig, 16. VII. 1841.

2 SS. 4to.

 22,000.00

Schöner Brief an den nicht namentlich genannten Schriftsteller und Musiker Johann Wilhelm Christern über eine geplante Oper nach Novalis' "Heinrich von Ofterdingen" und das vor Kurzem zu Ende gegangene dritte Norddeutsche Musikfest: "Hat mich Schuberth bei Ihnen entschuldigt? Hat er Ihnen auch vorläufig gedankt? Das erste, weil ich verreist war und wirklich viel beschäftigt überhaupt - das letztere für Ihre warme Theilnahme an meinem Streben, wie Sie sie in Ihrem Aufsatz gezeigt. Möchte die Zukunft manche Ihrer Worte nur zur Hälfte wahr machen! An Fleiß und Eifer meiner Seits soll es nicht fehlen. Am meisten verlangt's mich nach einer Oper. An Ofterdingen dachte ich schon seit Jahren. Aber schriftlich läßt sich das nicht besprechen, und dann müßte ich auch erst meine Redaction der Zeitschrift abgeworfen haben, ehe ich die Arbeit vornehmen könnte. Also erst in Jahresfrist. Einstweilen vergessen Sie den Ofterdingen nicht. Auch der Eulenspiegel scheint mir ein glücklicher (komischer) Stoff. Ihren Aufsatz über Liszt sende ich Ihnen zurück, da man uns übel danken würde, wenn wir vom ganzen Musikfeste, das ja äußerst glänzend gefeiert worden sein soll, nur Liszt'en hervorhöben. Dagegen bitte ich Sie mir sobald wie möglich eine treue Skizze des ganzen Festes für meine Zeitschrift zu schicken, wo Sie dann Liszt'en die ihm gebührende Stelle anweisen möchten [...]".

Der Musikverleger und Buchhändler Julius Schuberth hatte im Jahr zuvor den Norddeutschen Musikverein gegründet. Das dritte Norddeutsche Musikfest hatte vom 4. bis 8. Juli in Hamburg stattgefunden. "Der erste Tag brachte Händels Messias, der dritte: 'Messe von Mozart', 'Chor' von J. S. Bach. Der zweite war der weltlichen Musik eingeräumt. Liszt spielte Beethovens Chor-Phantasie, 'die man in solcher Vollendung wohl nie gehört', und die 'Robert-Phantasie'. Am 9. Juli gab er noch ein eigenes Konzert, in dem er mit dem Quintett op. 16 von Beethoven entzückte. In den Zeitungen entbrannte ein Streit über seine Beethoven-Auffassung, die eben mehr vom Beethovenschen Geist als von gedruckten Tempo-Angaben beeinflußt wurde, der lange nicht zur Ruhe kam" (Kapp, S. 80).

Spuren originaler Faltung und minimal knittrig; insgesamt von sehr schöner Erhaltung.

References

Vgl. Julius Kapp, Liszt. Eine Biographie. 4. u. 5. Auflage (Berlin, Schuster & Löffler, 1916).

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