Humboldt, Alexander von, Naturforscher und Geograph (1769-1859). Eigenh. Brief mit U. ("Humboldt").

Potsdam, "mardi" [1850/1851].

1 S. 8vo. In französischer Sprache.

 2,500.00

Spannender und inhaltsreicher Brief an einen jungen Forschungsreisenden, der Humboldt um Rat bezüglich einer Expedition in den Orient gebeten hatte. Humboldt empfiehlt zunächst den österreichischen Diplomaten Anton Prokesch von Osten als Ratgeber für den ersten Reiseabschnitt nach Konstantinopel, wobei er selbst vom Landweg über Galizien und Moldawien abrät und stattdessen den Seeweg ab Triest empfiehlt. Im Übrigen weist Humboldt darauf hin, selbst nur geringe Kenntnisse des Orients zu besitzen: "Da ich lediglich in der chinesischen Provinz Ili, nahe dem Dsaisang-See, bis zum Kaspischen Meer und am Don gewesen bin, habe ich keine Verbindungen mit dem Orient" (Übs.). Allerdings kann Humboldt auf sein immenses Netzwerk zurückgreifen und fügt ein Empfehlungsschreiben für den preußischen Gesandten in Konstantinopel, Albert von Pourtalès, bei. In dessen Residenz werde der Empfänger den Orientalisten Georg Rosen antreffen, der als Dragoman der Gesandtschaft fungierte. Rosen habe "wichtige Arbeiten in den Tälern des Kaukasus über die Reste der Alanen und anderer germanischer Stämme, die die Überreste des Schiffsbruchs der Völker in ihren großen Migrationen von Osten nach Westen sind, durchgeführt". Abschließend erwähnt Humboldt, dass Georg Rosen der Bruder des in London verstorbenen Orientalisten Friedrich August Rosen ist, und bittet den Empfänger das beigefügte Empfehlungsschreiben "nicht alt werden zu lassen".

Der Brief kann anhand der Stationierung von Albert von Pourtalès (1812-61) in Konstantinopel auf die Jahre 1850-1851 datiert werden. Humboldt hatte Georg Rosen persönlich der Berliner Akademie der Wissenschaften für die Teilnahme an einer 1843 durchgeführten linguistisch-ethnografischen Expedition in den Kaukasus empfohlen. Im Anschluss an seine Stationierung als Dragoman in Konstantinopel wurde Rosen 1852 Botschafter in Jerusalem. Sein früh verstorbener Halbbruder Friedrich August Rosen (1807-37) leistete bedeutende Beiträge zur Sanskritforschung und war langjähriger Korrespondent Alexander von Humboldts.

Leicht gebräunt und fleckig. Mit einigen Nadellöchern in der linken oberen Ecke. Empfänger- oder Sammlernotiz in Tinte verso "de Humboldt".