Strauss, Richard, Komponist (1864-1949). Eigenh. Brief mit U.

[Berlin], 28. X. [1918 oder 1919].

1 S. auf Doppelblatt. Kl.-4to.

 2,500.00

An einen Geheimrat mit einer Empfehlung für den aus den USA zurückkehrenden (oder schon zurückgekehrten) Dirigenten Ernst Kunwald: "Dr. Kunwald bittet mich um ein empfehlendes Wort an Sie. Er hat es zwar nicht nötig: aber ich erfülle seinen Auftrag um so lieber, als ich K. seit langem als vorzüglichen Opern- u. Conzertdirigenten kenne u. die Überzeugung habe, daß er für Frankfurt der richtige Mann ist u. gerade neben Dr. Rottenberg, dem er ein loyaler u. angenehmer College sein wird. Ich würde mich herzlich freuen, wenn dem Armen, dem die Amerikaner so übel mitgespielt haben, in Frankfurt ein seinen Fähigkeiten würdiger Wirkungskreis eröffnet würde [...]".

Ernst Kunwald hatte in den 1910er Jahren in der Nachfolge von Leopold Stokowski als Musikdirektor des Cincinnati Symphony Orchestra (CSO) in Ohio gewirkt, handelte sich aber nach dem Kriegseintritt der USA 1917 durch seine prodeutschen Sympathiebekundungen das Missfallen der Behörden ein und wurde mit Auftrittsverbot belegt, schließlich sogar für mehr als ein Jahr interniert. Ende Mai/Anfang Juni 1919 kehrte er nach Europa zurück. Strauss' Bemühungen dürften entweder nichts bewirkt haben oder Kunwald hatte sich anderweitig entschieden: Von 1920 bis 1927 leitete er die Symphoniekonzerte in Königsberg, von 1928 bis 1932 war er in der Nachfolge von Emil Bohnke Dirigent des Berliner Symphonie-Orchesters.

Auf Briefpapier mit gepr. Adresse; die Datierung "Berlin 1918" von zeitgenöss. Hand in Bleistift; S. 1 recto eine Notiz in Kugelschreiber; eine Unterstreichung mit rotem Farbstift; im linken Rand gelocht (keine Textberührung), aber mit wieder hineinapplizierten Ausstanzungen.

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