Herzmanovsky-Orlando, Fritz, Schriftsteller und Zeichner (1877-1954). Eigenh. Brief mit U.

Schloss Rametz, Meran, 27. II. 1954.

2 SS. 8vo.

 2,500.00

Schöner, drei Monate vor seinem Tod geschriebener Brief an den namentlich nicht genannten Friedrich Torberg, der ihm die ersten beiden Hefte der neu erschienenen Zeitschrift "Forum" zugesandt hatte. Herzmanovsky-Orlando berichtet von einem Meran, das "immer mehr vereinsamt. Ein einziger geistreicher Nachwuchs ist vorhanden. Ein junges Mädchen, Renée Neumann, einzige Tochter des Kleiderhauses Neumann in der Kärntner Strasse. Sie wuchs aber (wegen Schickelgruber!) in einem Institut in Florenz auf". Nachdem er einen von deren Scherzen schildert, berichtet er von seiner gegenwärtigen Arbeit: "Am 20. I. reichte ich bei Piper den 'ROUT AM FLIEG. HOLLÄNDER' ein. Bin aber bis heute noch ohne Nachricht. Dem GAULSCH[RECK] habe ich noch einige lustige Kleinigkeiten hinzugefügt. Jetzt habe ich einen neuen kl. Roman beendet: 'DAS FEST IM SIRENENPALAST' - die komische Geschichte der Tragödie der Familie von FEUCHTERSLEBEN (k. k. Minister um 1842 - Diätetik der Seele) dessen Grossvater auf Grund des Testam. Maria Theresias ausgestopft wurde und dem K. K. Affenkabinet einverleibt worden ist. Das Buch ist etwa so gross wie der Gaulschreck und hat 10 blattgr. Illustrationen".

Das Ensemble des Innsbrucker Theaters sei da gewesen ("Vorzügliche Kräfte") und habe "Johanna aus Lothringen" gegeben. Im Sommer wollen er und seine Frau in die Villa am Traunsee fahren: "Sie ist uns von allen möglichen Gaunern ausgestohlen worden. Zuerst wurde sie für uns als Sommerfrische 1942 verboten da eine Nazibonzin mit Mutter, Personal und 5 Kleinkindern drin war. (Miethe: 60 Pf. für alle und pro Tag, incl. Motorboot und bei Eröffnung aller Kästen! Gesehen haben wir die 60 d. nie. Dafür waren alle Betten (luxuriöseste Ausstattung) gründlich verpischt [...]".

Am linken Rand gelocht (geringf. Buchstabenberührung).

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