Friedjung, Heinrich, Historiker (1851-1920). Ms. Brief mit eigenh. U.

Wien, 30. I. 1917.

1½ SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 140.00

An Mathilde, Witwe nach Alfred Rt. von Lindheim (1836-1913): "Für Ihre freundliche Sendung sage ich den verbindlichsten Dank, wenn das Begleitschreiben auch von der nicht zutreffenden Annahme ausgeht, dass ich mich mit der Geschichte des Suezkanals eingehender beschäftige. Wiewohl dies nicht der Fall ist, habe ich die Arbeiten Ihres Herrn Gemahls durchgesehen und meine Erwartung erfüllt gefunden, dass aus ihnen mannigfache Belehrung zu holen ist [...]". Gemeint ist Lindheims "Bericht über die Canalisirung der Landenge von Suez" (Wien, Gerold 1865).

Heinrich Friedjung, der 1882 gemeinsam mit Georg von Schönerer und Victor Adler das "Linzer Programm" verfaßt hatte, war Herausgeber der "Wochenschrift" und redigierte später die "Deutsche Zeitung" als offizielles Organ der Deutschnationalen Partei. "Zunehmend in Gegensatz zu Schönerer, dessen Antisemitismus er ablehnte, wurde Friedjung schließlich wegen seiner jüdischen Abstammung aus der Partei ausgeschlossen" (DBE); von 1891-1895 war er Mitglied des Wiener Gemeinderats und wandte sich anschließend ausschließlich wissenschaftlichen Forschungen zu.

Der verstorbene Gatte der Adressatin wurde 1868 leitender Direktor der neugegründeten Wiener Handelsbank und war Mitbegründer der ersten Wiener Lagerhäuser und des Lokaltelegraphen. Er gehörte jahrzehntelang dem Direktionsrat der mit der Handelsbank vereinigten Unionsbank an, war 1876-78 dessen Vizepräsident und 1879-1909 Präsident des Schiedsgerichts der Warenbranche an der Wiener Börse sowie seit 1877 Mitglied der niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer. Als sein bekanntestes Werk gilt das 1891 erstmals erschienene ‚Schiedsgericht im modernen Zivilprozeß‘.

Mit einer knappen biographischen Anmerkung zum Verfasser von fremder Hand auf Bl. 2 recto.

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