Berlin erhält den Nachlass des Schauspielers und Intendanten August Wilhelm Iffland zurück
Berlin. Mehr als sechs Jahrzehnte galt der Nachlass des bedeutenden Berliner Theatermannes August Wilhelm Iffland (1759-1814) als verschollen. Seitdem das Konvolut im Angebotskatalog der diesjährigen Antiquariatsmesse in Ludwigsburg aufgetaucht war, bemühte sich das Land Berlin um eine Rückführung der 34 Bände mit 6000 Schriftstücken. Mit Erfolg, wie der Rechtsanwalt Peter Raue am Mittwoch verkündete.
Die Dokumente aus Ifflands Zeit als Direktor des Königlichen Nationaltheaters zu Berlin kehren nunmehr als Schenkung zurück. Die Briefe, Bühnenbildentwürfe, Regiepläne sowie Kostüm- und Besetzungsverzeichnisse repräsentieren deutsche Theatergeschichte zwischen 1796 bis 1814. Die Dokumente zeigen Iffland nicht nur als künstlerischen Leiter eines der damals bedeutendsten deutschen Theater. Sie geben auch Einblicke in sein Wirken als Verwaltungsdirektor, technischer Leiter und Finanzdirektor, sagte Direktor Uwe Schaper vom Berliner Landesarchiv.
Der Iffland-Forscher Klaus Gerlach nannte den zurückgekehrten Nachlass "das handschriftliche Monument des Berliner Nationaltheaters". Anders als in Weimar, wo der Theaterleiter Johann Wolfgang Goethe ausschließlich für künstlerische Fragen zuständig war, offenbare Ifflands Nachlass neben einem ästhetischen Programm auch die ökonomischen Abläufe. "Das Berliner Theater unter seiner Leitung war für die Herausbildung einer bürgerlichen Theaterkultur mindestens ebenso wichtig wie das Weimarer Theater", sagte Gerlach. Der Bestand soll nun wissenschaftlich ausgewertet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Ebenso interessant ist die groteske Geschichte des Konvoluts in den vergangenen 60 Jahren. Den Nachlass des Schauspielers, Intendanten und Dramatikers habe er 1949 in einem Ost-Berliner Abrisshaus gefunden, behauptet der heute 90-jährige Berliner Theaterwissenschaftler Hugo Fetting. Das renommierte Wiener Antiquariat Inlibris zahlte ihm dafür 50 000 Euro. Gegen Fetting läuft ein Verfahren bei der Berliner Staatsanwaltschaft. Seine Version vom Fund der historischen Dokumente hält Rechtsanwalt Raue für unglaubwürdig.