Der Buchmarkt hat noch viel Potenzial

  • Wirtschaftsblatt
  • 29 September 2009
  • Elisabeth F. Werthmann

"Der heimische Buchauktionsmarkt hat noch großes Marktpotenzial, weil das Dorotheum als gegenwärtig einziger Anbieter von Buchauktionen dieses Potenzial bei weitem nicht ausschöpft", sagt Hugo Wetscherek, Chef des Wiener Antiquariats Inlibris. In Deutschland sind beispielsweise mehrere spezialisierte Buchauktionshäuser vorhanden. Sie halten zwei Mal im Jahr Auktionen ab. Je Sitzung spielen sie damit bis zu 1,5 Millionen € ein. Ein gewichtiger Teil der dort versteigerten Bücher stammt aus Wien beziehungsweise aus Österreich.

"Bücher haben ab 1998 durch die Verkaufsplattformen des Internets einen ungeheueren Aufschwung erfahren", sagt Wetscherek. Anbieter, die bis dahin als regionale Nahversorger tätig gewesen sind, hatten plötzlich Zugang zum Weltmarkt. Die Kehrseite der Medaille bestehe aber darin, dass viele Sammler das Vergnügen am Sammeln verloren hätten. "Welchen spaß macht es noch, ein begehrtes Buch von 1912 zu kaufen, wenn Sie wissen, dass es gleichzeitig in 80 Exemplaren von 50 verschiedenen Händlern angeboten wird", fragt der Antiquar. Sein Onlineumsatz beläuft sich auf rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes. "Der Werbewert unseres im Internet veröffentlichten Angebots ist aber sicher höher", sagt er. Auf Grund der aktuellen Wirtschaftskrise ist bei sehr vermögenden Leuten die Bereitschaft gestiegen, in werthaltige Bücher zu investieren. Das Antiquariat Inlibris setzte im Vorjahr knapp unter 1,5 Millionen Euro um. Zum Vergleich: Der kumulierte Lagerwert liegt gegenwärtig bei deutlich über sieben Millionen Euro an Büchern und Autographen.

GUTENBERG-BIBEL. Wetscherek hält - wie der Gutenberg Bible Census ebenfalls - die Gutenberg-Bibel des Benediktinerklosters Sankt Paul im Lavanttal für das wohl schönste der 48 erhaltenen Exemplare des wohl begehrenswertesten Buches überhaupt. Das Wiener Antiquariat hat es 1930 an die Washingtoner Library of congress vermittelt, wo das Prachtstück in einer ständigen Ausstellung zu sehen ist.