Theatersuperstar: Die Briefe, Kostümverzeichnisse und Besetzungslisten des Schauspielers galten Jahre lang als verschollen.
Der Nachlass des preußischen Theatersuperstars August Wilhelm Iffland (1759-1814) ist wieder in Berlin. "Wir haben unsere Eigentumsansprüche geltend gemacht", sagte Björn Böhning, Chef der Staatskanzlei und kommissarischer Kulturstaatssekretär, am Mittwoch im Roten Rathaus. Die rund 6000 Seiten, bestehend aus Ifflands Briefen, Manuskripten und Besetzungslisten, galten lange Zeit als verschollen.
Im Januar diesen Jahres tauchte das Konvolut in einem Messekatalog auf. Ein Wiener Antiquariat wollte die Schriftstücke für 450.000 Euro verkaufen. Der Berliner Theaterhistoriker Hugo Fetting hatte es zuvor für 50.000 Euro nach Österreich verkauft.
Nach Verhandlungen überlässt der Antiquar dem Land Berlin das Konvolut nun für 15.000 Euro. Das Landesarchiv verwahrt ab sofort die Schriftstücke. "Sie werden digitalisiert und ins Internet gestellt", sagte Böhning. So soll endlich öffentlich zugänglich werden, wie Berlins Theaterbetrieb vor 200 Jahren funktionierte: Wer Freikarten bekam, wer sie sich erschnorrte, wie sich zwei Musiker lautstark vor dem Publikum stritten oder wie Theaterchef Iffland empörten Schauspielern erklärte, warum sie eine Rolle nicht bekamen.
Die Kunstexperte und Rechtsanwalt Peter Raue, Rechtsbeistand des Landes bei den Verhandlungen, räumte am Mittwoch auch mit der Geschichte auf, der mittlerweile über 90-jährige Hugo Fetting habe die Bände 1952 aus Kriegstrümmern gerettet. Nachweislich habe der Iffland-Schatz nach dem Zweiten Weltkrieg noch im Archiv der Staatsoper gelegen. Fetting, ehemaliger Mitarbeiter der Ost-Akademie der Künste, muss den Schatz demnach aus dem Archiv geschleust haben.
"Wir haben gegen Fetting Anzeige erstattet", sagte Peter Raue. Seiner Meinung nach war Fetting nie berechtigter Eigentümer. Wie das Verfahren ausgeht, entscheidet nun die Staatsanwaltschaft.