Srbik, Heinrich von, Historiker (1878-1951). Eigenh. Brief mit U. ("Srbik").

Innsbruck, 5. I. 1913.

3 SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.

 75.00

An den namentlich nicht genannten Psychologen Hermann Swoboda (1873-1963), den Begründer der "Periodenlehre" des Biorhythmus, mit der Bitte um die Empfehlung eines Nachhilfelehrers für einen "sehr begabten, aber schwerfälligen Mann", der die Rigorosen an der Universität Wien abzulegen gedenkt: "[...] Er hat als Studiengebiet für das Rigorosum die Geschichte der neuern deutschen, englischen u. französischen Philosophie bis etwa Kant gewählt. Die Lehrbücher genügen ihm nicht d. h. er sagt, er könne aus ihnen nicht ganz klug werden und möchte einige Tage vor dem Rigorosum in Wien bei einem guten Kenner der Materie einige Informationsstunden nehmen [...]".

Der große Historiker war Professor für Geschichte in Graz und Wien. Sein 1925 erschienener "Metternich, der Staatsmann und der Mensch" gab Anstoß zu einer Neubewertung der Geschichte des Vormärz und brachte ihm Anerkennung als einer der führenden deutschen Historiker. 1929/30 als Unterrichtsminister im Kabinett Schober tätig, lehnte er eine spätere Einladung von Bundeskanzler Schuschnigg, in dessen Regierung einzutreten, ebenso ab wie Berufungen an die Universitäten Bonn, Köln, Berlin und München. 1938 wurde Srbik als Vertreter der österreichischen Wissenschaft im Deutschen Reichstag nominiert, ohne vorher der NSDAP angehört zu haben. Im "Anschluß" Österreichs sah er seine Reichsidee zwar verwirklicht, trat aber als Präsident der Akademie der Wissenschaften in Wien für die Bewahrung österreichischer Traditionen ein. Wegen seiner Zugehörigkeit zum Deutschen Reichstag wurde er nach Kriegsende von seinem Lehrstuhl und seinen anderen akademischen Funktionen entbunden und vorübergehend in Ehrwald (Tirol) inhaftiert. Vgl. Öst. Lex. II, 426.

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