La Bigne, Margarin de. Sacrae bibliothecae sanctorum patrum tomus quartus (-octavus). (Dabei:) Appendix.

Paris, Michel Sonnius, 1575-1579.

8 Bde. in 3 und Appendixband. Zus. 9 Bde. in 4. Mit 4 wdh. Druckermarken. Blindgepr. Schweinslederbände der Zeit auf 5 Bünden über Holzdeckeln. Folio (250:370 mm).

 4,500.00

Erste Ausgabe dieses mehrfach wiederaufgelegten Pionierwerks der französischen Patristikforschung und -kritik. Der Theologe Marguerin de la Bigne (um 1546-95) war Kanonikus von Bayeux und Doktor der Sorbonne. Er "unternahm eine zur leichteren Widerlegung der Magdeburger Centuriatoren längst gewünschte Sammlung aller Väter und Kirchenschriftsteller, soweit von einzelnen derselben nicht bereits größere Editionen vorlagen. Dieß ist die über 200 Schriftsteller enthaltende Bibliotheca" (Wetzer/W.).

Kaum gebräunt; Ecken bestoßen mit Fehlstellen im Bezug. Die hübschen, unterschiedlich beriebenen Einbände zeigen innerhalb einer Bogenfries- und einer Ornamentwerksrolle eine jeweils mit den Initialen "I.B." bezeichnete Tugendenrolle (Haebler I, 54: I.B., V, Nr. 1) sowie im Mittelfeld Crucifixus-, Auferstehungs-, Justitia- und Fortuna-Platten (z. B. Haebler I, 57: I.B. Varia, Nrn. I und II), außerdem Reichswappen und Porträtplatte Maximilians II. "Unter den Initialen I. B. verbergen sich ohne Zweifel eine ganze Anzahl von Druckern [und Bindern...] Das Nürnberger Meisterbuch verzeichnet als ersten Buchbinder vor Begründung der Innung den Joachim Bruck" (Haebler I, 51f.). Zeitgenöss. hs. Besitzvermerk am Kopf des Titels alt überklebt; Stempel der Haller Ritter-Waldauf-Bibliothek. Der kaiserliche Protonotar Florian Waldauf (auch: Baldauf; um 1450-1510; 1495 in Antwerpen Gegenzeichner des Vorvertrags zur habsburgisch-spanischen Doppelhochzeit) und seine Frau Barbara hatten 1501 der Pfarrkirche in Hall eine Marienkapelle, eine Reliquiensammlung und ein Predigtamt gestiftet. Die Stadt Hall als Verwalterin der Waldauf-Stiftung hatte dafür zu sorgen, "das alle jar etliche puecher nach anzaigen des predigers zum predigambt gekauft und in der heiligen capellen liberei an ketten gehangen und versorgt werden"; ferner sollten der Bibliothek Bücher aus den Nachlässen der Prediger und Meßkapläne zukommen. Entgegen der Anordnung Waldaufs wurde die Bibliothek kaum durch gezielte Ankäufe vermehrt, sondern größtenteils durch die zufällige Übernahme von Büchern und Schenkungen, hauptsächlich von Geistlichen, Stiften und Schülern. Der bekannteste Vorbesitzer ist Johannes Eck. "Nach 400 Jahren ihres Bestehens und nur fallweisem Zuwachs schien das Interesse am Fortbestand der Ritter-Waldauf-Bibliothek als geschlossener Sammlung verlorenzugehen. Obendrein war das Stiftungsvermögen im Ersten Weltkrieg vollends untergegangen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine unbekannte Anzahl wertvoller Handschriften und Drucke an Privatpersonen in Hall und Umgebung ausgehändigt, um sie vor der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten zu sichern. Nach Kriegsende wurde jedoch keines dieser Bücher rückerstattet" (Hdb. der hist. Buchbestände in Dtl.).

References

Adams L 4. Wetzer/Welte II, 812. BM-STC French 249 (nur Appendixband).

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