Lewinsky, Josef, Schriftsteller (1839-1924). Eigenh. Brief mit U.

Berlin, 19. I. 1883.

4 SS. 8vo. auf gefalt. Doppelblatt.

 180.00

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Was mögen Sie sich schon für Gedanken gemacht haben, dass ich Sie auf Ihre Biographie so lange warten ließ. Aber ich bin unschuldig. Ich hatte dieselbe dem ‚Fremdenblatt' unter der Bedingung gratis gegeben, die Artikel unverzüglich zu publiciren, was mir auch zugesichert wurde. Hinterher hat mir Herr Schenk jedoch [mitgetheilt], dass eine ununterbrochene Veröffentlichung der sieben Feuilletons nicht möglich wäre, weil er seinen fortlaufenden Roman nicht unterbrechen dürfe, und meine Artikel nur dann eingeschoben werden könnten, wenn der Raum das gestatte. Dagegen ist nun meinerseits nichts zu thun, [außer sich] in Geduld zu fassen, wenn ich auf den Abdruck der Biographiekette nicht überhaupt verzichten [will]. Da ich Ihnen Herr Director das Warten indes nicht gar zu lang machen wollte, habe ich den Extrakt aus den 7 Biographien herausgezogen, und denselben in zwei Artikeln an das Amsterdamer Allgemeen Handelsblad geschickt, welches dieselbe inzwischen gebracht und Ihnen wohl auch mitgetheilt hat […] Frau Reicher-Kindermann können Sie mittheilen, dass deren Biographie - trotzdem sie mir kein Material gegeben hat, - außer im ‚Fremdenblatt', demnächst in der ‚Wiener Presse' und im ‚Rheinischen Courrier' erscheinen wird. Da habe ich mal den lieben Gott gespielt, denn ich habe ‚aus Nichts' etwas geschaffen, was wie ich glaube, ein kleines Meisterstück geworden […]". Lewinsky bedankt sich bei dem Adressaten für das empfangene Honorar von150 Mark und bittet ihn darum, bei den Künstlern für die er Biographien verfasste, um ein solches anzufragen: "Ich will dabei ausdrücklich bemerken, dass meine Ansprüche in dieser Hinsicht jetzt durchaus bescheiden geworden: ich möchte nur nicht tage- und nächtelang ganz umsonst gearbeitet haben, für Künstler, die entschieden besser situiert sind als ich […]".

Ursprünglich zum Kaufmann bestimmt, wandte sich Lewinsky der Bühne zu, spielte unter Johann Nestroy am Carltheater in Wien und wurde 1865 zum k. k. Hofschauspieler auf Lebenszeit ernannt. Nach einer Gesangsausbildung unternahm er erfolgreiche Gastspielreisen durch Deutschland, wurde 1869 Mitglied des Berliner Domchors und wirkte hier auch als Gesanglehrer.

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