Reinhard, Johann. Theologisches Sünden und Laster Systema, worinnen die Sünden und Laster in der Ordnung, welche die Zehen Gebot Gottes an die Hand geben, nach einander schriefftmäßig beschrieben [...].

Hildburghausen / Jena, Johann Bielcke, 1691.

(12), 1652, (38) SS. Mit Kupfertitel sowie Drucktitel in rot und schwarz. Blindgepr. Schweinslederband der Zeit. Spuren von Schließen. 4to.

 450.00

Erste Ausgabe dieses originellen enzyklopädischen Kompendiums des lasterhaften Lebens, klassifiziert nach den zehn Geboten, gegen die sie jeweils verstoßen, mit zahlreichen Beispielen aus Geschichte und lebensweltlicher Praxis. Unter den behandelten Untugenden: Entblößen der weiblichen Brüste ("oder dünnen durchsichtigen Flor und klare Leinwad oder Cammer-Tuch auf die Brüste legen und drüber herthun, daß die Haut durchschimmern und leuchten muß"), Onanie, Unzucht mit dem "leidigen Satan", Flüche, Zauberei, Wahrsagerei, verschiedene einzeln genannte Techniken, sich kugelfest oder unsichtbar zu machen, fünf ausführlich diskutierte Gattungen der "Fresserey und Saufferey" ("Es giebt der Leut viel, die selten was gutes essen oder trincken, und wenn sie denn einmal die Gelegenheit dazu bekommen, möchten sie gern alles allein verzehren, sie sehen nicht gern, daß jemand mit isset oder mit trincket, sie schlucken das Essen und schütten den Tranck in sich, wie die Schweine und Kühe, es heiset bey ihnen immer, bring her, bring her") etc. Der hübsche gestochene Titel bringt zehn emblematische Darstellungen im Rund, welche die Titelkartusche einrahmen.

Der Theologe Reinhard (1645-91), "Pastor und Superintendent zu Hilpershausen, wie auch des Consistorii daselbst Assessor, [...] studirte zu Coburg, Straßburg und Wittenberg [...] und starb 1691 den 25. Sept. auf den Cantzel an einem Schlagfluß. Als er noch zu Wittenberg war, communicirte er seinen Auditoribus einige geschriebene theses, darinnen die jenischen Theologi einiger Irrthümer beschuldiget wurden, so nachmahls zu langwierigen Streiten Gelegenheit gegeben" (Jöcher).

Einband berieben und etwas fleckig; Schließen fehlen. Text gering gebräunt. Sehr selten; Nachweise nur in Kopenhagen, Erfurt und Nürnberg. Hier ohne das dem Erfurter Exemplar beigegebene Portrait.

References

Jöcher III, 1992. VD 17, 39:134417T.

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