Wien/Berlin (APA/dpa) - Er war der wichtigste Theatermann Preußens: August Wilhelm Iffland spielte für Schiller und Goethe und baute das Schauspiel in Berlin auf. Sein lange verschollener Nachlass ist jetzt wieder in der Stadt. Dabei handelt es sich um jene 34 Bände, die das Wiener Antiquariat "Inlibris" im Jahr 2012 von einem Privatsammler gekauft hatte. Nun gibt es eine Schenkungsvereinbarung.
Nach einem Rechtsstreit erhält Berlin Tausende Seiten von Briefen, Regieplänen, Kostüm -und Besetzungslisten wieder. Mit der Übernahme des Nachlasses sei das Archiv des langjährigen Leiters des Berliner Nationaltheaters für die Öffentlichkeit gerettet, sagte der Chef der Staatskanzlei, Björn Böhning (SPD), am Mittwoch. Berlin hat dem Antiquariat 15.000 Euro für dessen Unkosten bezahlt.
Die Akten waren im Vorjahr von "Inlibris" für 450.000 Euro auf einer Messe in Ludwigsburg angeboten worden, worauf Berlin Zweifel an den Eigentumsverhältnissen anmeldete. "Inlibris"-Geschäftsführer Hugo Wetscherek ist allerdings nach wie vor überzeugt, die Sammlung von dem 90-jährigen Hugo Fetting rechtmäßig erworben zu haben, was auch in der nunmehrigen Schenkungsurkunde vermerkt sei, so der Antiquar zur APA. "Ich habe mich einfach nicht getraut, das durchzuprozessieren", so Wetscherek. Das Prozessrisiko sei ihm eindeutig zu groß gewesen.
Dennoch verhehle er nicht, dass er, "wenn ich Ressourcen gehabt hätte", sein Recht durchgefochten hätte. "Aber schon allein die Anwaltskosten der Gegenseite hätten mich umgebracht", gibt sich Wetscherek, der das Konvolut gestern an den Spediteur übergeben hat, geschlagen. "Ich habe lediglich darum gebeten, dass mir keine Kosten erwachsen." Das Land Berlin hat nun seine Anwaltskosten übernommen.
Die 34 Bände mit 6.000 Briefen und anderen Manuskripten galten als verschollen. Die Akten seien ein bedeutendes Zeugnis der Berliner Theatergeschichte, sagte der Direktor des Landesarchivs, Uwe Schaper. Klaus Gerlach von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sagte, der Nachlass zeichne die Entstehung der Berliner Theaterkultur nach. Die Dokumente sollen jetzt digitalisiert und ins Internet gestellt werden.
Das Antiquariat hatte den Nachlass sowie weitere Dokumente zur Berliner Schauspielgeschichte vom Ost-Berliner Theaterwissenschafter Hugo Fetting für kolportierte 50.000 Euro erworben. Fetting hatte beteuert, die Dokumente in den Ruinen der kriegszerstörten Staatsoper entdeckt zu haben. Nachdem Berlin seine Ansprüche angemeldet hatte, zog "Inlibris" die Iffland-Akten aus dem Angebot zurück. Bereits im Oktober 2013 hatte sich das Antiquariat mit der Berliner Akademie der Künste über andere Teile der Sammlung geeinigt und Dokumente zur Theatergeschichte zurückgegeben, die einst im Akademiebesitz waren. Zu der Vereinbarung gehörten ausdrücklich nicht die Iffland-Dokumente.
Das Archiv war bis 1944 im Theatermuseum im Berliner Schloss untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Museumsbestände an die Berliner Staatsoper über.