"Zsammpempert, klar, von an Krawina und Hrdlicka"

Köppel, Mathias, vermutlich Wiener Illustrator und Dialektdichter (D. n. e.). Rama tan ma.

Wien, (1966).

Deutsche Kalligraphie (Normschrift) auf Papier, teils mit Überklebungen und Korrekturen in Bleistift. 47 unnumerierte Blätter mit 29 ganzseitigen, bildmäßig ausgeführten Aquarellen auf zwischengebundenen Kartontafeln. Halbleinenband mit aufkaschierten Deckelillustrationen, am hinteren Deckel signiert. Im Originalschuber mit gemaltem Deckelschildchen. 8vo (150 x 218 mm).

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Hochinteressante satirische Dialektdichtung in Versen über den Wiener Kunstbetrieb der Nachkriegszeit. In Wort und Bild ausführlich portraitiert werden u. a. Leherb, Friedensreich Hundertwasser und Arnulf Rainer. Auf letzteren, der seine frühen Arbeiten mit dem Pseudonym "TRR" signierte, beziehen sich die Verse: "[...] Weil aner då net mittuan kånn / Målt er sein Gsicht statt d Leinwånd ån; / So will er d åndern unterkriagn / Do si dabei net strapeziern! / Wia ers erreicht, dabei si s richt, verråt a kurze Lebensgschicht: / Drei Wochen und drei Stund wårn um, / Håt er si druckt vom Studium. / Drauf wår d Hundsgruppe s Wirkungsfeld / Wo er mit 'Trrrr' de Kunst verbellt. / Durchs Kunstleben is er grennt ganz wild, / Håt an Radaubruader stets gspielt, / In Wolfsberg anmål ungeniert / A fremdes Bild schwarz überschmiert [...]".

Die hervorragende Qualität der Illustrationen, aber auch die zu teils sehr emotionaler Kritik an den jeweils behandelten Personen herangezogenen Interna lassen darauf schließen, dass es sich beim Urheber um einen konservativen Angehörigen der Wiener Akademie gehandelt haben könnte. Die letzten Zeilen des Werks sind wohl eher nicht als Hinweis darauf zu lesen, dass dieser als Gaststudent in Wien weilte: "A jeder wåschechte aus Wien / Håt wås vom liaben Augustin / [...] Kan Sinn für Ghäßigkeit und Neid / A guates Herz für brave Leut. / [...] Nur etwås kann eahms kräftig stiern; / Wann Zuagraste wås ausstallieren [...]". Der deutsche Künstler Matthias Koeppel (geb. 1937), der in den 1960er Jahren in Wien studierte und zuletzt mit dem Triptychon "Die Öffnung der Berliner Mauer" zur Ausstattung des Berliner Abgeordnetenhauses beitrug, bestreitet jedenfalls die Urheberschaft des vorliegenden Bandes ("Da die Zeichnungen eine gute Qualität haben, müßte ich mich allerdings nicht schämen, wenn Sie von mir wären. Ich schätze, daß der Maler älter ist als ich [...] Seine stilistische Festlegung müßte er schon in den 30er Jahren erfahren haben [...]", aus dem beiliegenden Schreiben v. 10. XII. 1999).

Bemerkenswertes unveröffentlichtes Zeitdokument mit beeindruckend qualitätvollen, zeitgenössischen Portraits bzw. Karikaturen der Kunstschaffenden im Wien der Nachkriegszeit.