Autograph letter signed.
4to. 3 pp. on bifolium.
€ 2,500.00
Probably to the jurist Gottlieb Hufeland (1760-1817) in Jena, requesting a review of his dissertation in the "Allgemeine Literaturzeitung":
"Wohlgebohrner Herr, Hochzuverehrender Herr Justizrath! Ew. Wohlgeb. werden es mir, wie ich hoffe, verzeihen, wenn ich so frey bin, Ihnen die beykommenden Schriften als ein geringes Zeichen meiner vorzüglichen und ungeheuchelten Ehrerbietung, Hochachtung und Ergebenheit zu übersenden. Schon lange wünschte ich, mir dieses Vergnügen gewähren zu dürfen, aber der Gedanke, Ihnen in meinen Arbeiten zu mißfallen, und mir selbst in der Zeitschrift, deren Tadel ich auf gleiche Weise ehre und fürchte, einen schnellen litterairischen Tod zu bereiten, hielt mich bis diesen Augenblick unwiderstehlich davon zurück. Auch jetzt noch würde ich mich sorgfältig von Ihnen zu verbergen suchen, hätte ich nicht vor einigen Tagen auch die Güte des Herrn Etats-Rath Trendelenburg die mich über alles erfreuende Nachricht erhalten, daß Sie meiner Inaugural-Schrift Ihren Beyfall nicht ganz versagen, und daß Sie sich in einem Briefe an den Prof. Reinhold auf eine gütige Weise über mich geäußert haben. Ich wage es also, Ihnen hiebey meine ersten kleinen litterarischen Arbeiten zu übersenden, freylich nicht ohne eine gewisse Angst und Furchtsamkeit, aber doch in der Hoffnung, daß Sie nicht ein unbedingtes Todesurtheil über mich sprechen, mir nicht ganz den Gedanken rauben werden, daß ich vielleicht dereinst bey fortgesetztem Fleiß und in einer minder beschränkten Lage hin und wieder etwas nützliches für die Rechtswissenschaft leisten kann. Bis jetzt habe ich nur äußerst wenig Stunden zu schriftstellerischen Versuchen erübrigen können, und gewissermaßen im Fluge gearbeitet. Dieß muß ich Ew. Wohlgeb. zu meiner Entschuldigung sagen, um für manche Mängel meiner Arbeiten Verzeihung von Ihrer Güte zu erhalten. Dürfte ich bei dieser Gelegenheit Ew. Wohlgeb. eine Bitte vortragen, deren Erfüllung mir sehr am Herzen liegt? Sie haben meine Dissertation gelesen, der Inhalt derselben ist Ihnen bekannt, - wollten Sie mir wohl die Güte erzeigen, und, sobald es Ihre sonstigen Geschäfte erlauben, eine kurze Anzeige derselben in die A.L.Z. mir überlassen? Ich wünsche dieß, theils um durch die Erinnerungen Ew. Wohlgeb. belehrt zu werden, und theils um durch die Autorität der ersten Zeitung Deutschlands den falschen Urtheilen anderer Recensenten vorzubauen. Meine Dissertation befindet sich, wie ich sicher weiß, in den Händen mehrerer [Wort unleserlich getilgt] Juristen, welche, wie ich höre, nicht klug daraus werden können, und im Begriff sind, meine Arbeit als ein mißlungenes, unbedeutendes Product dem Publico anzukündigen. Ich gebe freylich zu, daß ich viel gefehlt haben kann, aber ich hoffe doch, daß das Ganze nicht ohne Sinn und Endzweck ist. Ich wünsche daher auch nichts weiter, als daß die Herren, wenn sie mich recensiren, meine Schrift nicht wie eine gewöhnliche, aus bekannten Materien compilirte Dissertation flüchtig, sondern mit Bedacht lesen, und dazu, glaube ich, könnte sie nichts vermögen, als die Zeitschrift, welche bey Freunden und Feinden gleiche Autorität hat. Ich bitte daher Ew. Wohlgeb. mehrmals recht angelegentlich, sich meiner anzunehmen, aber auch zugleich nichts zu verschweigen, was zum Tadel meiner Arbeit, mithin zu meiner Belehrung gereichen könnte [...]".
Thibaut studied at Königsberg under Immanuel Kant, and afterwards at the University of Kiel, where he was a fellow-student with the historian Barthold Georg Niebuhr. After taking his degree of doctor of laws, he was there appointed extraordinary professor of civil law, and in 1798 published his "Versuche über einzelne Theile der Theorie des Rechts", a collection of essays on the theory of law. After several years in Jena, where he met Voss, Goethe, and Schiller, he relocated to Heidelberg in 1806, where he would remain for the rest of his life.